Der Zeit auf der Spur …

By cjg on 31. März 2016 — 1 min read

Menschen leben in der Gegenwart – und nur dort. Hier stiftet sich ein Etwas, das allererst in die Reihe gestellt werden kann. Nur aus dem Augenblick heraus lässt sich bestimmen, was hinter einem Augenblick liegt oder davor.
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Der Mensch wurzelt in der Gegenwart. Wieso aber sind so viele der festen Überzeugung, dass sie in der Zukunft wurzeln? Es hat jedenfalls diesen Anschein, wenn man die Leute dabei beobachtet, wie sie ihre Pläne machen.
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Pläne strotzen oft vor Kalkül und Berechenbarkeit. Pläne verfolgen heißt, Ziele oder Ergebnisse ansteuern. Was aber sind Ergebnisse anderes als vergangene Versatzstücke?
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Wenn ein Ziel bekannt ist, bevor es erreicht wird, kann es doch nur eine Vergangenheit sein.
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Zukunft entsteht also auf der Grundlage von Erinnerungen, von vergangenen Versatzstücken, denn Menschen sprechen und bilden Begriffe aus ihren Gedächtnisspeichern. Zukunft, wenn sie gedacht wird, wird sich also auf schon Gedachtes berufen müssen, auf Vergangenes, das lediglich wieder hervorgeholt wird und gegebenenfalls anders kombiniert.
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Das Neue wäre dann lediglich das (wieder) Hervorgeholte. Möglicherweise auch aus anderen Gedächtnisspeichern hervorgeholt, als aus dem eigenen.
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Das Neue ist gar nicht erkenn- und verhandelbar, denn es wird beschrieben werden müssen.
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Selbst wenn es das gäbe, was „tatsächlich“ neu (was immer das heißen mag?) ist, könnte menschliches Sprechen es nicht be-sprechen. Das soll nicht heißen, dass es für einen einzelnen Menschen nichts anderes geben könnte. Überhaupt sollte man „neu“ durch „anders“ ersetzen.
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Könnte man sagen, dass jeder Gedanke an etwas anderes, als das, was gegenwärtig ist, nur durch sein Anderssein ein Potential von Zukünftigkeit hat? Anderssein wäre dann Möglichkeit, denn alles kann jederzeit anders sein, als es in der Gegenwart ist. Das Andere muss passieren und dieses Passieren ist zeitlich.
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Dann gäbe es ebenfalls die Zukunft auch ohne das Denken und der Brückenschlag in den Augenblick und die menschliche Gegenwart wäre gemacht. Zukunft entbirgt sich dann durch das Andere, das mir begegnet, ohne dass ich es zuvor gedacht habe.

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Veröffentlicht in: Gedankenwerkstatt