Anfänge …

By cjg on 11. März 2016 — 2 mins read

G: Hegel lehrt uns, dass Möglichkeit in Reinform unterschieden werden muss, von der Möglichkeit, die an ein existierendes Anderes gebunden bleibt.

H: „…Erst das Dasein enthält den realen Unterschied von Sein und Nichts, nämlich ein Etwas und ein Anderes (…) durch die Existenz, wesentlich darum, weil Etwas bestimmte Existenz ist, ist es in den Zusammenhang mit Anderem und unter anderem auch mit einem Wahrnehmenden…“ (90)

G: Zielen wir so gerüstet also noch einmal auf eine umfassendere Differenz, als die herkömmliche. Wagen wir den Sprung weg vom daseienden Anderen und landen dabei beim Nichtexistieren, beim irrealen Unterschied, der die reine Möglichkeit aufzeigt.

G: Etwas sagen zu wollen, ohne dabei einen existenzialen Zusammenhang anzusteuern, ohne also im wahrnehmbaren Dasein zu verharren, käme einem Sprung in die umfassende Differenz nah und geriete auch in die Nähe, die Baukunst als reine Möglichkeit auffassen zu können. Das Stellen der Worte bei einem solchen Sagen müsste in die Ähnlichkeit kommen zum Stellen der Wände, Decken etc. bei einem Bauwerk.

G: Führen wir die Baukunst in ihr Sein und vermeiden aber gleichzeitig dabei ihre Vermittlung, denn vorgestelltes Sein ist vermitteltes Sein. Vielleicht käme ein solches Führen in die Nähe des Anfangs.

H: „…Es ist noch Nichts, und es soll Etwas werden. Der Anfang ist nicht das reine Nichts, sondern ein Nichts, von dem Etwas ausgehen soll; das Sein ist also auch schon im Anfang enthalten. Der Anfang enthält also beides, Sein und Nichts, – oder Nichtsein, das zugleich Sein, und Sein, das zugleich Nichtsein ist (…) Die Entgegengesetzten Sein und Nichtsein sind also in ihm in unmittelbarer Vereinigung; oder er ist ihre ununterschiedene Einheit…“ (74)

G: Wie thematisiert der Architekt diesen Anfang? Er müsste einen Sprung machen in die bestimmte Unbestimmbarkeit, in der die Baukunst im Noch-Nicht auch eines Widerscheins des Anderen förmlich geboren wird, in der sie anwesend und abwesend gleichzeitg ist und schließlich, in der sie sich STETS werdend hält.

H: „…Das Dritte aber, worin Sein und Nichts ihr Bestehen haben, (…) ist das Werden (…) Das Werden ist das Bestehen des Seins sosehr als des Nichtseins; oder ihr Bestehen ist nur ihr Sein in Einem; gerade das ihr Bestehen ist es, was ihren Unterschied ebensosehr aufhebt…“ (95)

G: Kann das Bauwerk selbst sich befreien von seiner statischen Mitgift? Kann es Anfang bleiben mit der Bürde der Festigkeit des eigenen Stands. Bedarf es atmosphärischer Tricks wie Licht, Schall oder Oberfläche, um im Werden zu bleiben und ist dieses Werden nicht nur in den Wahrnehmenden hinein verlagert und daher ein vorgetäuschtes?

(H: G.W.F. Hegel: Wissenschaft der Logik I, In: Werke; Band 5; Frankfurt am Main 1986)

Veröffentlicht in: Gedankenwerkstatt