Fragmente 113-138 …

By cjg on 25. Februar 2016 — 2 mins read

113: An die Alter Egos: Sie wollte ihren inneren Drang ins Äußere kollabieren lassen und wartete geduldig auf den Moment der Überschreitung…

114: Den Ent-schiedenen: Sie träumte mittlerweile lieber, als zu wachen. Sie war sich sicher, damit die vollkommenere Form des Scheins zu wählen

115: Sie wollte es schaffen, den Geist direkt aus ihrem Leib zu bergen. Sie wollte das Denken und Tun in einen einem einzigen Zuge erreichen…

116: “mit den einfachsten Mitteln die großartigsten Formen und Bahnen und gleichsam eine bewegliche Architektur schaffend” (Nietzsche KSA 1,868)

117: Wesens-Klänge: Manche Melodien sind immer wieder neu, manche schon nach dem zweiten Hören unerträglich. Bestimmt keine Frage der Häufigkeit.

118: Das Lachen über etwas ist mindestens so schnell, wie die Reflexion auf etwas. Vielleicht konnte sie Ihren Geist auf diese Weise einholen?

119: Vilém Fussers Ansatz: das Umgebende ballen als ein Herausklauben und Verdichten unwahrscheinlicher Gestalten aus einem Möglichkeitenfeld…

120: Er hatte sich behauptet. Er hatte sich über die Regel gestellt. Sein Lächeln wirkte seltsam bemüht. Sein Triumph war durchsetzt von Zweifeln

121: An die Pandoraner: Ihr wurde schlagartig deutlich, dass auch die Hoffnung eine Plage war. Zeus hatte doch seine vollkommene Rache bekommen.

122: Den Ge(h)hilfen: In der Philosophie sollte man sich bewegen wie ein Bergwanderer und den Blick auf den Weg richten, anstatt auf den Gipfel.

123: Den Gesundheitsaposteln: Interessant fand sie überzeugte Bio-Supermarkt-Käufer, die sich nachts in Clubs die merkwürdigsten Pillen einwerfen

124: Nur für Schwimmer: Eigene Sinnstellungen so weit auflösen, dass sie ins Fließen kommen und man in Bedeutungen entspannt baden gehen kann

125: Den Fortgeschrittenen: Gestern war es ihm zum ersten Mal geglückt. Er wollte etwas mit derselben Intensität, wie er es nicht wollte…

126: An die Über-Phrasendrescher: Sie dachte immer öfter, dass man sich besser nur auf die Ausdrücke beschränken sollte und Satz-Füllwerk meiden

127: Der Alltag kommt ohne Illusionen aus. Er passiert einfach, will es scheinen (höchste Form der reflexlosen Selbstkonstruktion)

128: Sie saß am Fenster. Sie schwieg dabei so laut, dass das Glas fast zersprang…

129: Wittgenstein erscheint als lebendiger Gebirgsbach, während Heidegger eher ein mächtiger Strom ist, der träge und unaufhaltsam fließt

130: Heidegger erscheint wie literarischer Bruckner. Voller Dynamiken und Brüche und doch noch in einem verbindenden Horizont gesammelt…

131: Die Optimistenprobe: “Ich will, dass Sie mir etwas bedeuten, ehrlich!”, sagte er zu ihr beim dritten Rendezvous.

132: Manchmal rang sie so intensiv um Worte, dass ihre Gegenüber schweißgebadet waren…

133: Ihre Worte waren wie Rasierklingen. Es blieb nichts, als auf deren Kanten zu balancieren. Man lief dabei stets Gefahr, zerteilt zu werden…

134: Präventivkriege: Seine üble Laune müsste förmlich aus dem Gesicht springen und den ganzen Raum fratzenhaft verdunkeln…

135: Die zunehmende Helligkeit stach formlich in seine Augen. Es war, als platzte die Melancholie von ihm ab, wie die Rinde einer Platane…

136: Er: “Wie müsste ein Mensch sein, der weiß, dass er selbst der Punkt ist, an dem sich Himmel und Erde berühren?” Sie: “Am besten blind!”…

137: An die Genießer: Er dosierte seine Ironie gekonnt. Es war, als würde sich die Pointe im Zeitlupentempo entwickeln…

138: Ach Quatsch! Er trug diesen Vorwurf mit dem gleichen, irrationalen Impetus vor, wie die zuvor geäußerte Befürchtung seiner ängstlichen Frau

Veröffentlicht in: Gedankenwerkstatt