Kontexte, keine Urteile …?

By cjg on 8. Januar 2016 — 1 min read

Was sind die Alternativen zur gängigen Wahrnehmung? Menschen sind nun mal in der Welt…Ist die Renaissance eines Nihilismus angebracht angesichts der Entwicklung der abendländischen Wissens- und Ideengeschichte oder reicht es einfach aus, den Wahrheitsglauben aufzugeben und sich mit dem Zustand von „…Lug und Trug…“ abzufinden?

Wie „passt“ das Gespür für ein -wie immer geartetes- „Darüber hinaus“ sich ein in die „Befindlichkeit“? Woher speist sich die Irrationalität von Ahnungen? Woher kommen die Wendungen und Bewegtheiten der Kunstwerke? Wieso gibt es „spannungsvolle“ Räume und Architekturen? Diese Fragen können die „Lug und Trug Hilfskrücken“: Psychologie oder Soziologie nicht beantworten. Wie auch, wenn man sich an Nietzsche erinnert: „…Wir sind in unserem Netze, wir Spinnen, und was wir auch darin fangen, wir können gar Nichts fangen, als was sich eben in unserem Netze fangen lässt…“ (KSA 3; S. 110)

Wenn man sich nicht vollends verabschieden möchte aus der Ideenwelt und einen tumben Neo-Materialismus genauso scheut, wie den Sprung in die Irrationalität des Religiösen, könnte man beginnen, „Ur-Teilen“ den Rücken zu kehren und sich mit Kontexten zu befassen! Nehmen wir hierzu Heideggers berühmte Tischbeschreibung (GA, 63, S. 88-91)

1. Der Tisch als „Raumding“: „…Es ist so und so schwer, so und so gefärbt, so geformt, mit rechteckiger oder runder Platte; so breit, mit glatter oder rauher Fläche. Das Ding kann zerstückt, verbrannt oder sonstwie aufgelöst werden…“

2. Der Tisch als „Natur- und Wertding“: „…ausgestattet mit bestimmten Wertprädikaten: schön gemacht, brauchbar; er ist Gerät, Möbel, Ausstattungsstück…“

3. Der Tisch als „Bedeutungs-Ding“: „…In dem Zimmer da ist es der Tisch da (und nicht ein Tisch neben vielen anderen in anderen Zimmern und Häusern), an den man sich setzt zum Schreiben, Essen, Nähen, zum Spielen. … Es ist ein Schreibtisch, Eßtisch, Nähtisch … Der Charakter des zu „zu etwas“ wird ihm nicht erst zugeschoben aufgrund einer vergleichenden Beziehung auf etwas anderes, was er nicht ist…“

4. Der Tisch als „Mitwelt-Ding“: “…Diese Seite ist nicht die nach Osten, und diese schmale um soviel cm kürzer als die andere, sondern die, an die sich abends die Frau setzt, wenn sie noch lesen will … was da steht (im Keller, CJG) sind nicht materielle Dinge, die verschieden lang sind, sondern die Skier von damals, von jener waghalsigen Fahrt mit dem und dem…“

Veröffentlicht in: Gedankenwerkstatt