G: Umstellen, Hegen, Lichten…Lichten im Sinne von Roden oder Räumen oder Freiräumen. Räumen führt auf Raum hin, auf Raum schaffen. Raum schaffen geschieht lichtend, also auch wandelnd, also auch tuend, also auch zerstörend.
N: „…Ein Werden und Vergehen, ein Bauen und Zerstören, ohne jede moralische Zurechnung, in ewig gleicher Unschuld, hat in dieser Welt allein das Spiel des Künstlers und des Kindes. Und so, wie das Kind und der Künstler spielt, spielt das ewig lebendige Feuer, baut auf und zerstört, in Unschuld — und dieses Spiel spielt der Aeon mit sich. Sich verwandelnd in Wasser und Erde thürmt er, wie ein Kind Sandhaufen am Meere, thürmt auf und zertrümmert; von Zeit zu Zeit fängt er das Spiel von Neuem an. Ein Augenblick der Sättigung: dann ergreift ihn von Neuem das Bedürfniß, wie den Künstler zum Schaffen das Bedürfniß zwingt. Nicht Frevelmuth, sondern der immer neu erwachende Spieltrieb ruft andre Welten ins Leben…“ (830/831)
G: Schöpfung und Zerstörung liegen nah beieinander. Die „Demiurgen“-Fraktion sah den „Allerersten“ von Anbeginn als Handwerker, der das Chaos fügte. Und selbst die so prägende „Creatio ex nihilo“-Fraktion sieht ihren „Allerersten“ als Zerstörer – nämlich der Leere. Er setze, unterbrach, fügte, stellte (in) Leere…
VS: Hippolytus über Heraklit: „…Krieg ist der Vater von allen und König von allen …“ (307)
G: Wandeln, Schaffen, Handeln, Zerstören; alles Aktivitäten mit unmittelbarer Relevanz und unabhängig von begrifflicher Überformung. Setzen wir also die Tat an die Stelle des Wissens, kommen wir heraus aus der Lähmung einer bloß sprachlichen und scheinbaren Differenz und gelangen in eine konkrete.
S: „…Ein Hemmendes, Widerstrebendes drängt sich überall auf: dieß andere, das, so zu reden, nicht seyn sollte und doch ist, ja seyn muß, dieß Nein, das sich dem Ja, dieß Verfinsternde, das sich dem Licht, dieß Krumme, das sich dem Geraden, dieß Linke, das sich dem Rechten entgegenstellt, und wie man sonst diesen ewigen Gegensatz in Bildern auszudrücken gesucht hat; aber nicht leicht ist einer im Stande es auszusprechen oder gar es wissenschaftlich zu begreifen…“ (211)
G: Wandlung provoziert das Andere; sie braucht es. Sie ist ein Über-sich-hinaus. Sie ist ein Symptom des Wollens, der (reinen) Bewegung ohne Richtung, ohne Progression. Sie weist auf einen mächtigen Strom. Sie ist aber nicht der Strom selbst. Wenn sie wirkt, deutet sie nur darauf, dass es ihn gibt. Sie durchzieht das Dasein und steht als Mittlerin auf anderem Grunde – nein, sie steht nicht, sie fließt eher. Sie ist nichts Fassbares; ein Fluss im Fluss; eine körperlose Struktur; eher ein Zustand; eine (nicht-eukildische) Dimension…
(N: Friedrich Nietzsche: Kritische Studienausgabe, München 1999, Band 1)
(S: F.W.J. Schelling: Werke, Band 8, Stuttgart 1856)
(VS: Die Vorsokratiker; Übersetz von M. Laura Gemelli Marciano; Düsseldorf 2007; Band 1)