Lektionen in c-Moll …

By cjg on 6. März 2016 — 1 min read

Allegro con brio
Aus fröhlichem Anfang erwächst schnell Ernsthaftigkeit.
Die Leichtigkeit wird abrupt hineingezogen in die Schwere.
Das Thema wird im harter Anschlag aufgeladen, geradezu gestählt.
Der Tastendruck hält den zu dünnen Instrumentengruppen die Moll-Idee entgegen.
Die Rollen kehren sich plötzlich um. Der Klangkörper steigt als große Welle an.
Zu zögerlich antwortet das Klavier der Offenheit.
Beschwörend entsteht der letzte Versuch der Einigung.
Die Anschläge werden leicht drängender.
Sie sind dennoch kein probates Mittel, sie bleiben konturenlos.

Largo
Der Ton ist eine Spur zu klar, zu langsam und zu dünn.
Nur die Kontrabässe loten ihre Möglichkeiten aus.
Das Klavier setzt tapfer die Impulse. Sie verrinnen jedoch ohne Wirkung.

Rondo: Allegro
Die Streicher sind zu hell
Das Klavier hält auch hier nicht Stand, es ergibt sich.
Die Helligkeit destruiert den Klang vollends.
Nur für kurze Zeit keimt die Erinnerung an den ernsthaften Anfang.
Zurück bleibt Ratlosigkeit.
Warum lebt die Er-wartung so wenig vom Warten?

(Beethoven; Klavierkonzert 3; Einspielung Gould, Bernstein; 1960)

Veröffentlicht in: Gedankenwerkstatt