In „Neue Zürcher Zeitung“ vom 20. Februar verbarg sich hinter der Meldung „Stillers Stalker“ ein ganzes Universum. Von einer „räumliche Erkundung der Nicht-Identität“ war da die Rede und einer Ausstellung, in der die Arbeit der Bau-und Tonkunst-Trias Markus Seifermann, Uwe Schmidt-Hess und Michael Shaw präsentiert wird.
Max Frisch, der bekannte Schweizer Architekt und Schriftsteller ist die Steilvorlage für die Auseinandersetzung mit grundlegenden Fragen, die durch einen seiner (in der Ausstellung zitierten) Tagebucheinträge verdeutlicht werden: „…Was wichtig ist: das Unsagbare, das Weiße zwischen den Worten, und immer reden diese Worte von den Nebensachen, die wir eigentlich nicht meinen…“…
Der rein intellektuelle Zugang zum Thema „Realität, Begriff und ICH“ ist sicher nicht neu und auch der Schreiber dieses Blogs hat sich schon manches Mal an der vermeintlichen Relevanz von Begriffen abgearbeitet. Wenn einer der Ausstellungsmacher also verdeutlichen will, dass „…Realitäten…stets nur Optionen bieten und nicht zum Abschluss finden…“ und äußert, dass „…Identität an sich zersetzt, zerfleischt, zerkaut, zerpflückt…“ ist, kann ich nur gratulieren zu dieser Weitsicht.
Difiziler wird es, wenn der Denker den Bereich der Ideen und Imaginationen verlässt und Anschluss sucht an die materiellen Dinge. Ist er doch hier mit dem „Konstrukt“ oder der „umfassenden Technologie“ konfrontiert. Einer Technologie, die sich in endlosen Zirkelschlüssen legitimieren will und doch nur eine direkte Folge und dreidimensionale Zurichtung der Begriffswelten ist und also deren selbsterfüllende Prophezeiung.
Um nicht den Beschränktheiten dieses „dreidimensional expandierten Reduktionismus“ der Konstrukte zu erliegen, müsste der Denker in Analogie zu Max Frisch das Unzeigbare, das Lichte zwischen den Steinen aufsuchen. „…Ihn (Markus Seifermann, CJG) interessieren gerade die Ausdrucksformen der Architektur, die sich nicht im Konstruieren von Gebäuden erschöpfen, sondern die Magie des Raumes erkunden…“.
Architektur als Zwischen, als Magie betreiben, hieße den Raum durch den Leib auf seine hohlen Stellen hin abzuklopfen, ihn zum Fließen zu bringen. Es hieße, synästhetischen Spuren nachzugehen. Es hieße, Räume als „…Bedingungen und Möglichkeiten von Raum an sich…“ nicht nur zu Er-Kennen, sondern zu Er-Leben.
Der NZZ-Artikel endet mit dem Satz: „…Frisch, der einst betonte, dass sich Wahrheit nie beschreiben, sondern nur erfinden lässt…“. Ein Er-Finden in der Architektur müsste denn auch vom Finden her gedacht werden und nicht vom Vorstellen, denn nur das „leibliche“ Finden führt ins Zwischen der Baukunst.