Mehr-Werte …

By cjg on 21. März 2016 — 2 mins read

G: Drei Variationen auf Materie und Ding. Zunächst F. in der Wüste…

F: „…Warum soll ich erleben, was gar nicht ist? Ich kann mich auch nicht entschließen, etwas wie die Ewigkeit zu hören; ich höre gar nichts, ausgenommen das Rieseln von Sand…“ (25)

G: Nicht zu retten? Nicht zu retten vor der „Klarheit“ oder vielmehr nicht zu retten vor der Fixierung auf die Schatten an der Höhlenwand? Was ist das Rieseln des Sandes nicht? So taub kann keiner sein…

G: Mehr „sehen“ als das Ding, das man betrachtet. Blinde sehen besser. Menschen er-leben die Dinge. Sprung in die Unklarheit als Standard. Sprache als stets unzureichendes Vehikel.

G: Das „Un“ ist das Wichtige. Hier tut die Kehre not. Das „Un“ schwingt mit. Es ist wie der Zwilling des Dings. Das „Un“ weißt tiefer hinein und weiter heraus. Das „Un“ der Schärfe wohnt jedem Scharfgestellten inne. Das „Un“ ist auch das Mögliche – aber nicht nur. Es verleiht ihn sein Leben – macht es er-leb-bar. Es macht es bar, also nackt. Nackt ist auch das „Dass“ der Existenz. Nackt, weil es ohne das Etwas ist.

G: Nun S. mit göttlichem Gepäck…

S: „…Die Materie erfüllt einen Raum nicht durch ihre bloße Existenz (denn dieß annehmen, heißt alle weitere Untersuchung ein für allemal abschneiden), sondern durch eine ursprünglich-bewegende Kraft, durch welche erst die mechanische Bewegung der Materie möglich ist. Oder vielmehr: Die Materie ist selbst nichts anders, als eine bewegende Kraft, und unabhängig von einer solchen, ist sie höchstens etwas bloß Denkbares, aber nimmermehr etwas Reales, das Gegenstand einer Anschauung seyn kann…” (231/232)

G: Ideenretter. Zunächst der Logos, dann die Materie. Alles ist klar und unklar gleichzeitig. Das „Un“ wird nun verwiesen in den „Ur-grund“ oder „Un-grund“. Scharfes Unschärfefeld, denn zu erreichen ist es nimmer – bestenfalls einzuhegen. Mit Worten einhegen, die vorgeschoben werden, bis sie kurz davor sind, in den „Ab-Un-Ur“-grund zu fallen. Intellektuelle Echolote, u. a. auch der geniale Wittgenstein, übten sich darin.

G: Nun H. mit dem Einfachsten und Schwersten gleichzeitig. Zunächst über S.:

H: „…Die Dingheit der Dinge bestimmt sich so wenig aus einem gleichgültigen Vorhandensein, stofflicher Körper, dass die Materie (bei Schelling, CJG) selbst geistig begriffen wird; was „wir“ als Materie spüren und sehen, ist ein in die ausgedehnte Schwere der Trägheit geronnener Geist…“ (215)

G: Aus der Zeit in die Zeitlichkeit gekippter Geist. Ein erkalteter Lavastrom, der Äonen braucht, um sich ins Leere der Zeit zurück zu bewegen, die Eins ist mit dem Sein. Das Sein auch als längste der langen Weile.

(F: Max Frisch: Homo Faber, Frankfurt am Main 1957)
(H: Martin Heidegger: Gesamtausgabe, Band 42, Frankfurt am Main 1988)
(S: F.W.J. Schelling: Werke, Band 2, Stuttgart 1856)

Veröffentlicht in: Gedankenwerkstatt