Reduktionistisches Begegnen …

By cjg on 9. Januar 2016 — 1 min read

Der Philosoph Günter Figal schreibt in seinem Essay: „Über die beschränkte Möglichkeit, in der Welt zu Hause zu sein“ über einen Konflikt, den ich in den letzten Artikeln im Fokus hatte. Mein „Problem“ an dem konstruktivistischen Mainstream der Gegenwart -sei es nun Begriffs- oder Baumeisterausprägung- ist ja, dass Begriffe einen relativen Charakter haben und wir in einer reduktionistischen „Lug und Trug-Konstellation“ (um mit Nietzsche zu sprechen) gefangen sind. Es „gibt“ nun aber Dinge, denen wir als Menschen begegnen und die wir benennen. Eine Benennung aber trägt das Virus der Verkürzung schon in sich. Nennung ist (auch allzu oft) Beschneidung. Sie stellt üblicherweise nur einen Bruchteil dessen dar, was das „uns als Menschen Begegnende“ ausmacht.

Vielleicht kann eine Differenzierung helfen, die in die Bedingung dieses Zustands eingreift. Bei Figal heißt es: „…Indem man mit den Dingen umgeht, verfügt man nicht nur über sie, sondern stellt sich auch auf sie ein; bei jeder Verfügung hat man es mit realen Eigenschaften der Dinge zu tun. Zwar erscheinen diese aus der Perspektive des jeweiligen Umgangs, aber diese Perspektive erzeugt die Eigenschaften nicht…“. Aus dem Blickwinkel des „in der Welt-Seins“ (das ist unser gängiger Zustand) hat man es stets mit multiplen „Realitäten“ zu tun.

Am Beispiel, dass etwas „zu fest“ sein kann, um es mit einem Messer zu schneiden, heißt es im Essay weiter, kann man auch erkennen, dass es z.B. nicht flüssig ist. Diese Eigenschaft beschreibt das Begegnende ebenfalls völlig ausreichend. Ein Aspekt des Daseienden im menschlichen Zustand -nämlich ein „zu fest“- ist „…dieselbe Welt, aber dieselbe Welt anders – die Welt der Dinge, sofern diese nicht von unseren Verfügungsmöglichkeiten her verstanden ist…“.

Ein Gedankengang, der sich hier anschließt ist hochinteressant. Die „Lug und Trug-Konstellationen“ des (reduktionistischen) Wissensbetriebs unserer Couleur ist -auch wenn mache Vertreter das nicht so sehen wollen oder können- an genau diese Ausdeutbarkeiten gekoppelt: „…Keine naturwissenschaftliche Theorie, das hat allen voran Husserl gezeigt, kommt ohne lebensweltliche Bedeutungsmomente aus; immer sind Vorstellungen, Begriffe, Erfahrungen in sie eingegangen, die allein naturwissenschaftlich nicht zu entwickeln sind…“.

Interessant ist es nun, über den Widerstand gegen diese Formen des Interpretationsvorgangs nachzudenken und die Frage aufzuwerfen, welche Begegnungen auf ein „Darüber hinaus“ verweisen. Mehr dazu im zweiten Teil (Das Kunstwerk als ursprüngliche Begegnung) am kommenden Mittwoch…

Veröffentlicht in: Gedankenwerkstatt