Über die Bedingungen …

By cjg on 7. Februar 2016 — 2 mins read

Die Schwerkraft scheint geeignet, das Wesen der Dinge zu erläutern. Unsichtbar und doch hochwirksam prägt Sie uns. Ist Sie selbst schon das Unbedingte und kann daher ein Analogon sein zum Wesen? Ist das Wesen etwas Absolutes oder Relatives? Ist es jeweilig anders oder immer gleich?

Bei Aristoteles lässt sich zur Relativität des Wesentlichen etwas finden, wenn er über den Stoff spricht. Stoff und Substrat können bei ihm als anfängliche Ursachen -also Wesen- gelten. Der Stoff jedoch ist mannigfaltig: „…Denn wenn jedem Entstehen und Vergehen etwas zugrunde liegt, aus dem es hervorgeht, sei dies eines oder mehreres, warum geschieht denn dies und was ist die Ursache? Denn das Zugrundeliegende bewirkt doch nicht selbst seine eigene Veränderung…“ (Aristoteles: Philosophische Schriften in sechs Bänden; Hamburg 1993; Band 5, S. 10). Wesen als Zugrundeliegendes nennt Aristoteles den Stoff. Der ist aber Wandel unterworfen. Der Wandel deutet darauf hin, dass das Wesen nicht unbedingt ist.

Zum Wandel des Zugrundeliegenden schreibt Aristoteles: „…Dass es ein Prinzip gibt und die Ursachen des Seienden nicht ins Unendliche fortschreiten, weder in fortlaufender Reihe noch der Art nach, ist offenbar…“ (Ebd., S. 37). Mit einem Prinzip, das das Wesen der Dinge jeweils einhegt, scheint er die Grenzen der Wandlungsfähigkeit des Stoffes ausloten und eine Art Bedingung der Möglichkeit des Wesens schaffen zu wollen. Nehmen wir z.B. einen Stein. Der ist substanzhaft (also wesenhaft) und kann sich in eine Skulptur oder eine Gehwegplatte wandeln, aber nicht in einen Apfel oder eine Daunendecke.

Soweit kann ich mitgehen, aber dennoch gibt es Wandlungsformen des Steines, die ihm offenbar nicht ursprünglich (wesenhaft) direkt zugeordnet werden können. So muss er nicht stets ruhen oder lasten, sondern kann z.B. auch klingen oder weich sowie leicht sein und seine Härte verlieren – nehmen wir nur das Beispiel der Steinwolle, mit der Dämmungen an Häusern ausgeführt werden.

Das Wesen als Stoff muss in all seinen Zeiten, Formen und Möglichkeiten deutlich werden. Es muss dabei so mannigfaltig sein, wie der Stoff selbst ist, wird und werden kann. Wesen und Möglichkeit stehen also in einem Verhältnis und deshalb scheint substanzhaft Zugrundeliegendes tatsächlich wandelbar und damit selbst bedingt zu sein. Was aber wäre dann sein Bedingendes? Und auch hier schließt sich die Frage an, ob Dieses relativ oder absolut ist?

Nehmen wir den Wandel genauer unter die Lupe. Was ist Wandel anderes als Bewegung, als Überschreitung des Status quo, als Werden? „…Wie das Werden zwischen Sein und Nichtsein, so ist auch das Werdende ein Mittleres zwischen Seiendem und Nicht-Seiendem…“ (Ebd., S. 38). Ist der Wandel selbst vielleicht das Bedingende des Wesens und somit etwas Absolutes?

Veröffentlicht in: Gedankenwerkstatt