Unterwegs-Sein …

By cjg on 29. Januar 2016 — 1 min read

Ein Unterwegs-Sein, anstatt ein Fest-Legen?

Unter diesem neuen Blickwinkel verliert selbst der dem Blicken innewohnende Perspektivismus seine Schrecken, denn fortan kann das Wahrnehmen sich versöhnen mit dem Erkennen. Erkennen ist nämlich keine Konstruktion mehr, sondern ein Reflektieren. Merleau Ponty hierzu in „Der Philosoph und sein Schatten“: „…Die Reflexion wird nicht von dem Unreflektierten in Frage gestellt, es ist die Reflexion, die sich selbst in Frage stellt, weil ihr Bemühen um Wiederaufnahme, Inbesitznahme, Verinnerlichung oder Immanenz per definitionem nur sinnvoll ist im Hinblick auf ein schon gegebenes Etwas, das sich unter dem Blick selbst, der sich anschickt, es darin zu suchen in seine Transzendenz zurückzieht…“ (In: Merleau Ponty, Maurice: Das Auge und der Geist, Hamburg 2003, S. 246)

Es „gibt“ das rein abstrakte Erkennen, das ist nicht zu leugnen. Es gibt die Technologie als klarste Ver-Körperung und Ver-Dinglichung von „reinen“ Ideen. Sie ist der physische, materielle Beweis für die Möglichkeit, dass aus einem logischen Reduzieren, Zerlegen, Zusammensetzten, Einverleiben, Gängig machen „Etwas“ erzeugt werden kann. Dieses „Etwas“ wird dann ein Zeugnis, ein Zeuge und eine Zeugung zugleich.

Aber es ist auch gleichzeitig „etwas“ nicht. Das Zeugen ist nämlich beispielsweise nicht hinreichend, um zu erkennen, was „es“ ist, das „es“ überhaupt sein kann. Gut wäre, wenn man sich also beschränkte in die Beschränktheit und weniger gut (fürs Denken als Be-Wegen jedenfalls), die Beschränkungsmethoden auf die gesamte Sphäre des Wahrnehmens auszudehnen. Nur durch ein solches Beschränkungswerk könnte man nämlich zur Ansicht kommen, dass schlicht nichts „ist“ über die Beschränkung hinaus. Einen Bogen um die Unmöglichkeit dieser Haltung kann man freilich am besten machen, indem man über die Beschränktheit hinaus schweigen müsste, denn dass es einen „Zustand“, der nicht beschränkt ist gibt, bringt einen ja schon in die Bredouille etwas fassen zu müssen, was nicht fassbar ist.

Die Wissenschaft denkt nicht, sagt Heidegger und genau das wird hier deutlich. Wissenschaftliches Erkennen mündet in Sackgassen, wiegt sich in Sicherheit, pflegt ein Umstellen durch Einverleiben. Strebt nach dem Licht der reinen Erkenntnis, wobei vorübergelegt wird, dass Teilhabe am Licht zu erreichen ist durch „reine“ Ideen.

Veröffentlicht in: Gedankenwerkstatt