Verschränkungen …

By cjg on 17. März 2016 — 2 mins read

G: Halten wir uns noch ein wenig länger bei Hegel und dem Werden auf. Werden ist ein Zwischen, das Nichts und Sein ineinander verschränkt. Im Werden bekommen ihre Übergänge eine Verortung.

G: Die Vorstellung von Nichts ist möglich. Damit ist Nichts auch präsent – es ist damit seiend. Umgekehrt ist das nackte Sein -das Sein an sich- noch ohne Bestimmung. Damit ist es aber auch gleichzeitig bestimmt. Diese Paradoxe sind entscheidend für das, was auch Baukunst als Möglichkeit sein kann.

H/L1: „…weil das Sein das Bestimmungslose ist, ist es nicht die (affirmative) Bestimmtheit, die es ist, nicht Sein, sondern Nichts…“ (104)

G: Eine strikte Trennung zwischen Sein und Nichts gibt es nach Hegel also nicht. Sie gehören einander.

H/L1: „…Dagegen ist aber gezeigt worden, dass Sein und Nichts in der Tat dasselbe sind oder, um in jener Sprache zu Sprechen, dass es gar nichts gibt, das nicht ein Mittelzustand zwischen Sein und Nichts ist…“ (109)

G: Das Nichts ist das Andere des Etwas wie das des Seins. Knüpft man es an die Wahrnehmung, so könnte man dessen Gewahrung als Intuition deuten oder auch mit Heidegger auf das abwesend Anwesende bzw. das anwesend Abwesende kommen. Der Brückenschlag ins Auratische und Atmosphärische der (Bau-) Kunst liegt ebenfalls nah.

G: Das Andere IST – freilich anders als unsere Schulweisheit lehrt. Es repräsentiert die Möglichkeit des Etwas.

H/L2: „…Was wirklich ist, ist möglich…“ (202)

G: Die Möglichkeit des Nichts ist sicher die radikalste. Sie konfrontiert und gleicht einem Geheimnis, einer offenen Frage, aber auch einer Irregularität, einer Störung.

G: Ein Bauwerk enthält Dasein und Nichtsein in einem. Es gilt, den „Mittelzustand zwischen Sein und Nichts“ zur gebauten Darstellung zu bringen. In dieser Darstellung ereignet sich ein Übertritt. Es ereignet sich der Sog des Anderen. Der Sog überschreitet das Material, indem er es öffnet, indem er es sprechend macht.

H/L2: „…Das Sein ist noch nicht wirklich: es ist die erste Unmittelbarkeit; seine Reflexion ist daher Werden und Übergehen in Anderes; oder seine Unmittelbarkeit ist nicht Anundfürsichsein…“ (201)

G: Das vermeintlich Einfachste erweist sich als das Schwerste – nämlich das Sein und damit das Nichts des daseienden Bauwerks als anwesend abwesendes Anderes seines Selbst zu entfalten.

(H/L1: G.W.F. Hegel: Wissenschaft der Logik I, In: Werke; Band 5; Frankfurt am Main 1986)
(H/L2: G.W.F. Hegel: Wissenschaft der Logik II, In: Werke; Band 6; Frankfurt am Main 1986)

Veröffentlicht in: Gedankenwerkstatt