Worte als Brücken oder Bausteine …

By cjg on 17. Januar 2016 — 2 mins read

Im Geschriebenen soll das Gedachte ein Denken bleiben. Solche Sätze machen Heidegger so besonders. Wie kann das geschehen? Wie kann man sich so etwas vornehmen im Blog? Kann man das Denken im Heideggerschen Sinne planen, sich vornehmen, kann man es versuchen in einem Artikel?

Das Denken muss geschehen. Ganz einfach – es muss geschehen. Das ist schon alles. Heute versuche ich genau das und möchte deutlicher als sonst einen Bogen machen um das „Schreiben als Festlegen“. Die Näherungsweise ist die Frage. Mit der Frage begibt man sich in die Bewegung. Man begibt sich. Man gibt sich. Es ist ein Experiment. Es soll keinen Anfang haben und kein Ziel. Es soll keinem Plot folgen. Es wird im Irgendwo beginnen und im Irgendwo enden…

Gibt es verschiedene Arten des Denkens; vielleicht ein planvolles und systematisches im Gegensatz zu freiem und assoziativen? Ist ein Denken, das Antworten festlegen will, Lösungen sucht und auf ein Ende angelegt ist eines, das das Gedachte im Denken hält? Wohl kaum. Wie ist die kulturell eingeübte, kausallogische Weise unseres Denkens zu nennen? Wie kann man diese Sonderform, diese freiwillige Selbstbeschränkung unseres Alltags und Berufslebens einordnen?

Das Schreiben als Monolog oder als Dialog? Das Schreiben als „gerichtet auf“ oder als „fokussiert in“? Das Schreiben als „Teilhabe an“ oder „Konstruktion von“? Das Schreiben als Verengung, als „auf den Punkt“ zielend? Das Schreiben als zielhaft? Das Schreiben als Denken? Das Schreiben als Weg, als „unterwegs sein“? Das Schreiben als „L´art pour l´art“? Die weiteste Weise des Schreibens ist ihre Dichtung. Dichtung und Denken sind enge Verwandte.

Dichtung kommt von Dichte. Diese Dichte ist vielleicht eng, aber nicht beschränkt. Das Wenige ist hier die Bedingung zur Möglichkeit des Vielen. Ist es das Viele oder ist es die Weite, die mit dem Vielen verwechselt wird? Dichtung geschieht mit Weitung. Dichtung lässt Räume offen. Dichtung ist dialogisch, sie erweckt und wird erweckt. In beide Richtungen. Dichte ist gleichzeitig Weite. Was wird ge-dichtet? Etwas Verschiedenes oder vielleicht stets dasselbe? Ist die entscheidende Frage, WAS ge-dichtet wird? Ist nicht vielmehr DAS ge-dichtet wird das Entscheidende? Dichten und Bewegen sind eins. Das „Material“ des Dichtens ist das Wort. Das Wort gesprochen wie geschrieben. Das Wort, das Weite ermöglicht.

Das Wort ist im Schreiben und Sprechen das Material des Denkens. Es ist nicht relevant, ob das Wort das Denken be-dingt oder das Denken das Wort. Wichtig ist, DASS es passiert – das Denken. Das Denken in der Bewegung. Ist ein Denken ohne Bewegung überhaupt vorstellbar?

Be-wegen kommt von Weg. Ist das Weghafte stets gerichtet? Man kann sich Wege bahnen. In der Bahn wie im Weg steckt die Richtung; selbst wenn sie im Kreis verlaufen, sind sie gerichtet. Bahnen und Richten setzt etwas anderes voraus. Das, was das Bahnende, Wegende nicht ist. Wird ein Weg gebahnt, wird er gegen etwas anderes gesetzt. Wird er?

Das Setzten als Bewegen? Das Setzten als Handeln? Aber Handeln, Bewegen, Denken, Setzen, Bahnen sind doch nicht identisch. Kann Denken ausschließlich als „Angesprochen von“ passieren und nicht als Setzen? Kann Denken als Ent-decken passieren und das Setzen meiden? Sind Worte dann Brücken und keine Bausteine?

Veröffentlicht in: Gedankenwerkstatt