BIM, FIM, DNA: Drei Buchstaben neuen Planens …

By cjg on 1. Oktober 2016 — 3 mins read

»Detail research« hatte bis dato schon manches über die Zukunft des digitalen Planes im Programm. Mit der Ausgabe »BIM. Building Information Modeling. Management, Methoden und Strategien für den Planungsprozess. Beispiele aus der Praxis« folgt der nächste Streich.

Das Heft ist 128 Seiten stark, besteht aus 29 anschaulich bebilderten Aufsätzen (meist in Interviewform) und einem Anhang, in dem auch ein BIM-Glossar zu finden ist. Es werden die Perspektiven von Architekten, Bauherren, Projektsteuerern, Bauunternehmern, Bauprodukteherstellern, Hochschulen und Softwareanbietern dargestellt.

Mit Zahlen, Grafiken und Statistiken sieht sich der Leser in der Einführung konfrontiert. Grundlage sind zwei Studien mit jeweiligem Fokus auf die deutsche Baubranche bzw. BIM für Planer und Ausführende. Es gelingt ein Ein- und Auszoomen in die Thematik, ohne dass es zu anstrengend wird. So klärt sich z.B. die häufig gestellte Frage, ab welcher Projektgröße BIM lohnt oder es wird aufgeworfen, dass zwar unternehmensinterne Prozesse effizienter gelingen, aber die Kommunikation zwischen Projektpartnern nicht. Eine der Automobilindustrie ähnliche Prozesskette bleibt also für die Baubranche zunächst Zukunftsmusik und in diesem Zusammenhang ist aufschlussreich, dass sich viele kleinere Büros gegen die neue Methodik wehren – u.a., weil sie hohe Softwarekosten befürchten.

Solches ändert aber nichts daran, dass die politische Ebene die Einführung von BIM will und entsprechend stark fördert. Das macht auch Annette von Hagel in einem Interview deutlich. Die Facility Management-Direktorin der »Bundesanstalt für Immobilienaufgaben« fürchtet, dass sie über die Gebäude in ihrem Verantwortungsbereich in puncto Energieeffizienz so gut wie nichts weiß. BIM könne künftig für Abhilfe sorgen und einen guten Überblick über den gesamten Lebenszyklus der Liegenschaften geben. Damit wäre »der Bruch im Informationsfluss zwischen Realisierung und Betrieb […]« (S. 16) überwunden.

In ein ähnliches Horn stößt Mag. Manfred Waschl, der das Building Information Modeling zum Facility Information Modeling (FIM) entwickeln will. Die Belange des Gebäudebetriebes sollten für eine durchschnittlich 25-jährige Nutzungsdauer bereits in der Planungsphase berücksichtigt werden, so der Österreicher. Auch Harald Rohr und Stefanie Külzer von der Frankfurter »Fraport AG« betonen ihr Interesse an der Darstellung des gesamten Lebenszyklusses von Bauwerken, denn der Betrieb stelle den wesentlichen Kostenfaktor dar und sei einer der zentralen Hebel für die Wertschöpfung. Nicht immer stimmten Planung und Gebautes überein, weshalb das 3D-Laserscanning während der Bauphase der Dokumentation des tatsächlichen Bestands diene. Das wiederum sei unumgänglich, um eventuelle Umbau- oder Erweiterungsmaßnahmen reibungslos zu gestalten.

Eine eingängige Analogie, gelingt Andreas Schindler: »Ein BIM-Modell enthält das gesamte Wissen zu einem Gebäude – es ist die DNA eines Gebäudes.« (S. 52) Der BIM-Manager bei »HWP« stellt in seinem Interview den kommunikativen Mehrwert der Gebäudedatenmodellierung vor. Bauherrn könnten demnach besser den Entwurf durchdringen und es gelänge, Missverständnissen vorzubeugen. Auch habe die Methodik Einfluss auf die interne Struktur von Planungsbüros, denn bei richtiger Anwendung würden durch den Wegfall redundanter Tätigkeiten Kapazitäten für andere Projektaufgaben frei. Einzelne Mitarbeiter seien mehr gefordert, denn Eigenverantwortung und Mitdenken gehöre zu den Grundvoraussetzungen der Methodik. Schindler warnt davor, BIM auf Planen mit 3D zu reduzieren. Er hält vor allem in Projekten, in denen der Betrieb des Bauwerks entscheidend ist, BIM für eine Möglichkeit, dem Bauherrn großen Nutzen zu stiften.

Es gibt auch kritische Stimmen, so die des Matthias Braun. Er leitet die Gesamtplanungsintegration bei »Obermeyer Planen + Beraten« und warnt vor der »Märchenwelt BIM« (S. 64). Anstelle eines einzigen Modells gäbe es Themen- und Gewerkemodelle, die zusammengeführt würden. Auch sollten die Planer sich vor einem hohen Detaillierungsgrad am Anfang hüten und der Entwurfsprozess folge auch mit der neuen Methodik dem bisherigen Ablauf und werde nicht grundsätzlich umgestellt. Dennoch sieht Braun klare Vorteile durch BIM, denn es verbessere die Kommunikationsbasis, mache Simulationen wie einfache Plangenerierung möglich, erleichtere die Mengenermittlung und Budgetplanung.

Dem Herausgeberteam von »Detail research« gelang ein guter Blick auf den Status quo der Methodik. Das vorliegende Heft ist informativ und deckt das Spektrum von Strategie bis Handwerk ab. Es ist eher für BIM-Einsteiger geeignet.

Erschienen: AZ/Architekturzeitung