Der Begriff der Masse hat im Allgemeinen einen negativen Beigeschmack. Er wird gemieden, passt nicht in die aktuelle geistige Landschaft. Wie können wir Masse sein, da wir doch in der freiesten Gesellschaft leben, die man sich gemeinhin vorstellt? Wir können doch tun und lassen, was wir wollen! Können wir das? Was genau können wir tun oder lassen? Wie weit können wir gehen, wo stoßen wir an? Allein in diesen Fragestellungen lauert schon ein erster Hauptpunkt. Es ist das „Wir“, das überall mitschwingt. Das „Ich“ wird automatisch ersetzt durch das „Wir“. Ich und Wir funktionieren nicht getrennt. Sie interagieren ständig miteinander. So wird das Wir zum Maßstab des Ich und umgekehrt das Ich zum Maßstab des Wir. Ob bewusst oder nicht. Sie sind ihre ständigen Begleiter. Man wird sie nicht los. Selbst, wenn man sie auf radikale Weise kritisiert, stellt man sich nur mit ihnen gegen sie. Diese Arbeit wird sich dem Versuch verschreiben, das Verhältnis vom Einzelnen und der Masse zu analysieren…
Der Drang, ob impliziert oder generell vorhanden, die eigene Individualität getrennt von Anderen zu begreifen, führt fast automatisch zum „Dynamitphilosophen“ Nietzsche. Ihm und seinem radikalen Subjekt- und Freiheitsbegriff gebührt das erste Kapitel. Analysiert werden „Jenseits von Gut und Böse“, der „Nachlass 1884-85“ und der „Nachlass 1885-1887“. Im Vordergrund stehen Nietzsches Positionen zum Einzelnen und seiner Beziehung zur Masse bzw. zur Moralideologie der Masse.
Elias Canetti hat mit seinem Hauptwerk „Masse und Macht“ unbestritten einen Meilenstein zu diesem Thema hinterlassen. Die schier endlose Fülle seiner Fallbeispiele zum Thema ist weiniger Gegenstand dieser Betrachtung, als vielmehr seine Schlussfolgerungen daraus. Auch bei ihm ist vom Thema der Masse das Thema des Einzelnen untrennbar.
Peter Sloterdijk hielt im Sommer 1999 in München einen Vortrag mit dem Titel „Verachtung der Massen – Versuch über Kulturkämpfe in der Moderne“. Die Druckfassung des Vortrags bildet hier die Grundlage der Betrachtung. In welchem Zustand war der Einzelne beim Beginn der Aufklärung und wie ist seine Entwicklung bis in die Jetztzeit verlaufen?
Die Texte dieser drei Autoren liefern mit ihren jeweiligen Beiträgen wichtige Denkanstöße. Sie werden im folgenden Analyseteil ausführlich gewürdigt. Bei gleicher Thematik liegen die Schwerpunkte jedoch jedesmal anders. Radikale Kulturkritik bei Nietzsche, archaische Fundamentgrabungen bei Canetti und scharfsinnige Analyse der abendländischen Entwicklung bei Sloterdijk. Kombiniert ergänzen die Texte sich fruchtbar und bilden meine Reflexionsgerüste für thematische Schlussfolgerungen im Schlusskapitel der Arbeit.
…
EINZELNER UND DIE HERDE
„Einer gilt mir zehntausend,
[nbsp]so er am meisten taugt.“ (1)
(Heraklit)
„Mein Gedanke: es fehlen die Ziele, und diese müssen Einzelne sein!“ (2). Das Bekämpfen der Werte der Vielen. Die Sprengung des Korsetts der Vielen aus Moral, Eifer, Missgunst und Verachtung. Das Entlarven moralischer Kategorien als vermeintlich gute und richtige Argumentation gegen die Ausnahme, gegen den schaffenden Einzelnen, sind die Basen Nietzsches. Diese Basen lassen Sätze, wie: „Es ist die Sache der Wenigsten, unabhängig zu sein: – es ist ein Vorrecht der Starken.“ (3) oder „…im Zeitalter, wo die Zufriedenheit des Pöbels herrscht, ist der Ekel das Abzeichen des höheren Menschen.“ (4) verständlich werden. Der Einzelne ist es, in dem Nietzsche die Umsetzung des schaffenden Prinzips des Willens zur Macht erkennt. In Verhinderung hierzu steht die Masse oder Herde. „Gesetzt nun, der Glaube an Gott ist dahin: so stellt sich die Frage von Neuem: „wer redet?“ – meine Antwort, nicht aus der Metaphysik, sondern der Thier-Physiologie genommen: der Heerden-Instinkt redet. Er will Herr sein: daher sein „Du sollst!“. Er will den Einzelnen nur im Sinne des Ganzen gelten lassen, er haßt die Sich-Loslösenden – er wendet den Haß aller Einzelnen gegen ihn.“ (5) Die Furcht der Masse vor Denen, die außerhalb stehen sorgt für Stagnation und Lähmung. Diese Lähmung ist so gefährlich, weil sie Scheinwerte erzeugt, die wiederum auf die Entwicklung der befähigten Einzelnen negativ rückwirken. „Die niedere Species „Heerde“, „Masse“, „Gesellschaft“ verlernt die Bescheidenheit und bauscht ihre Bedürfnisse zu kosmischen und metaphysischen Werthen auf. Dadurch wird das ganze Dasein vulgarisirt: insofern nämlich die Masse herrscht, tyrannisirt sie die Ausnahmen, so daß sie den Glauben an sich verlieren und Nihilisten werden.“ (6)
So provozierend und klar diese Argumentation auch ist, wirft sie doch die Frage auf, warum denn die befähigten Einzelnen sich nicht gerade im Kampf gegen die herrschenden Moralismen und Doktrinen, der Bescheidenheit etc., beweisen sollten. Ist das denn nicht auch Wille zur Macht, der sich an dieser Stelle seine Bahn bricht?
Nietzsche scheint der Ansicht zu sein, dass die Energien, auf diese Weise verschwendet, an wichtigerer Stelle fehlen. Will er ein gesellschaftliches Gebilde andenken, in welchem von Anfang an die befähigten Einzelnen ihre Kräfte entwickeln können, ohne gezwungen zu sein, obskure und sinnlose Gefechte gegen Windmühlen ausfechten zu müssen, dann ergibt sich allerdings auch schnell das Problem des Erkennens der entsprechenden Einzelnen.
MORAL ALS FESSEL
„…alles ist schön, gut und gerecht;
aber die Menschen wähnen, das
eine sei unrecht, das andere recht.“
(Heraklit) (7)
„Ich bin dazu gedrängt im Zeitalter des suffrage universel, d.h. wo Jeder über Jeden und Jedes zu Gericht sitzen darf, die Rangordnung wieder herzustellen.“ (8) Nietzsche stellt sich gegen das Denken von der Gleichheit der Menschen. Er bricht an dieser Stelle deutlich mit einer Hauptlinie der europäischen Aufklärung. Die Annahme, es gäbe eine moralische Wahrheit, ist ihm genauso zuwider, wie alle daraus erwachsenden Tendenzen. Keine Wahrheit, sondern nur Wahrheiten und diese kommen einzig aus dem Einzelnen selbst.- Sich das Recht geben, zu handeln!“
„Tendenz der Moral-Entwicklung. Jeder wünscht, daß keine andere Lehre und Schätzung[nbsp] der Dinge zur Geltung komme außer einer Solchen, bei der Er selbst gut wegkommt. Grundtendenz folglich der Schwachen und Mittelmäßigen aller Zeiten, die Stärkeren schwächer zu machen, herunterzuziehen: Hauptmittel das moralische Urtheil. Das Verhalten des Stärkeren gegen den Schwächeren wird gebrandmarkt; die höheren Zustände des Stärkeren bekommen schlechte Beinamen. Der Kampf der Vielen gegen die Wenigen, der Gewöhnlichen gegen die Seltenen, der Schwachen gegen die Starken. – eine seiner feinsten Unterbrechungen ist die, daß die ausgesuchten Feinen, Anspruchsvollen sich als die Schwachen präsentiren und die gröberen Mittel der Macht von sich weisen.“ (9) Der Starke wird abgeschwächt, er kann das in ihm ruhende Potential nicht ausschöpfen. Gleichzeitig bestreitet Nietzsche nicht, dass die gebündelten Vielen, die schwache Masse, es mit ihrem Mittel der moralischen Fesselung schafft, die Starken zu unterdrücken. Der Wille zur Macht in der Herde trägt also Früchte. Nietzsche geht noch einen Schritt weiter, wenn er ausführt: „Die Moral hat die Gewalthaber, die Gewaltthätigen, die „Herren“ überhaupt als die Feinde behandelt, gegen welche der gemeine Mann geschützt, d.h. zunächst ermuthigt, gestärkt werden muß. Die Moral hat folglich am Tiefsten hassen und verachten gelehrt, was der Grundcharakterzug der Herrschenden ist: Ihren Willen zur Macht.“ (10) Die vermeintlich gerechte, moralische und anständige Ideologie des Ausgleichs, die den Schwachen hilft, sich vor den Starken zu schützen, bedient sich also genau der Mittel, die sie vorgibt, abzulehnen. Sie verliert in diesem Moment ihre eigene Basis. Die Basis der Leugnung und Überwindung des Prinzips vom Willen zur Macht. Die Unterdrückten, Schwachen dürfen den Glauben allerdings nicht verlieren, dass sie ein Recht darauf hätten, die Starken zu verachten. Sie dürfen nicht erkennen, dass sie auf der gleichen Stufe mit ihren Unterdrückern stehen. Sie dürfen nicht begreifen, dass es zur Ungleichheit nur falsche Alternativen geben kann. Sie dürfen es nicht, weil sie sonst einträten „…in das Stadium der hoffnungslosen Desperation.“ (Ebd.) Nein, sie müssen weiter funktionieren. Sie funktionieren doch aber im Besten Bewusstsein, sie wähnen sich im Recht, sind glücklich! Was ist daran schlecht, wenn es den Schwachen gut geht, wenn auch sie mal die Sieger sind? Nietzsches Antwort hierzu: „Die Tendenz der Heerde ist auf Stillstand und Erhaltung gerichtet, es ist nichts Schaffendes an ihr.“ (11) Entwicklung passiert nicht mehr. Das ist das Problem. „Gegen den größten Irrthum, als ob unsre Zeit (Europa) den höchsten Typus Mensch darstelle . Vielmehr: die Renaissance-Menschen waren höher, und die Griechen ebenfalls ja vielleicht stehen wir ziemlich tief: das „Verstehen“ ist kein Zeichen höchster Kraft, sondern einer tüchtigen Ermüdung; die Moralisirung selbst ist eine „decadence“.“ (12) Nietzsche bestreitet also keineswegs den Schwachen ihr Glück. Er wehrt sich allerdings dagegen, dass ihre Wertigkeiten zum Maß für Alle und Alles werden, denn aus solch allumfassendem Mittelmaß kann auch nur noch Mittelmaß erwachsen. Statt des Einheitsbreis einer Rechthaberei-Kultur, streitet er für eine Kultur der Differenz im Geiste der Notwendigkeit der Differenz. Eine Kultur, die die kraftvollen Unterschiede als nötig erkennt, die, anstatt gleicher, verschiedene Rechte vergibt und ausführt. Die eine Rangordnung hat, weil sie begreift, dass sie sie braucht.
MODERNE[nbsp] FESSELN
„Diese Lehre hier, ihren Sinn, der Wirklichkeit
hat, zu verstehen, werden immer die Menschen
zu töricht sein, so ehe sie gehört, wie sie erst
gehört haben…“ (Heraklit) (13)
„…als ob nicht die Geschichte so eindringlich wie möglich lehrte, dass „Cultivierung“ des Menschen und Schwächung – nämlich Schwächung, Zersplitterung, Ankränkelung der Willenskraft, immer miteinander Schritt gegangen sind…“ (14) Nach Nietzsche sind Freiheit und Wille maßlos. Sie müssen es sein. Sie atmen nie stickige Luft. Sie kennen keine Normen und noch nicht einmal den Horizont. Nur dadurch sind sie frei. Frei von Begrenztheit und Flachheit. Der einzige Wert ist also der, der erkennt, überflüssig zu sein.
Wie sollen die Menschen, diese Wesen gebunden an Raum und Zeit, diese Sklaven des Dazwischen, diese linearen Existenzen denn aber ohne Maß, ohne Raum, ohne Zeit leben können? Wie soll denn ihr Dasein geführt werden, wie Etwas entstehen, ohne Begrenzungen? Wie sollen Sie zusammenleben, ohne Regeln? Nietzsche geht es anscheinend nie um – die Menschen. Ihm geht es allerhöchstens um – den Menschen. Er spricht nie einer neuen Moral das Wort, die zur Abwechslung von ihm selbst gestiftet wird. Ihm geht es um das Agieren im Sinne des Prinzips vom Willen zur Macht. Wie kann er da den gleichen Fehler machen, wie alle vor ihm. Nietzsche klopft ohne Unterlass mit dem berühmten Hammer Schicht um Schicht vom seiner Meinung nach dahinsiechenden europäischen Menschen ab. Er ist der Zerstörer, er muss es sein. Seine Analyse der herrschenden Sitten- und Moralwächter-Kultur fallen entsprechend direkt aus. „Eins im zähen Widerstande gegen jeden Sonder-Anspruch, jedes Sonder-Recht und Vor-Recht (das heisst im letzten Grunde gegen jedes Recht: denn dann, wenn alle gleich sind, braucht niemand mehr „Rechte“; Eins im Misstrauen gegen die strafende Gerechtigkeit (wie als ob sie eine Vergewaltigung am Schwächeren, ein Unrecht an der nothwendigen Folge aller früheren Gesellschaft wäre – ); Aber ebenso eins mit der Religion des Mitleidens, im Mitgefühl, soweit nur gefühlt, gelebt, gelitten wird […] Eins Allesamt im Glauben an die Gemeinschaft, an die Heerde also, an sich…“ (15) Die Paradoxien des europäischen Humanismus werden nun deutlich. Der Kampf gegen das Sonderrecht – das selbst Genommene ist natürlich eine Ausnahme! Das Misstrauen gegen die Bestrafung – wir sind nur noch nicht weich genug, wir haben doch eigentlich die Schuld: „…es giebt einen Punkt von krankhafter Vermürbung und Verzärtlichung in der Geschichte der Gesellschaft, wo sie selbst für ihren Schädiger, den Verbrecher Partei nimmt, und zwar ernsthaft und ehrlich…“ (16)[nbsp] Das Verdrängen des Prinzips, mit welchem die Macht erreicht wurde. Das Zähmen und Rückentwickeln des einzelnen Menschen, mit dem Ziel des Hinauskatapultierens dieses Einzelnen aus sich selbst. Das Gedrückthalten auf dem Boden des selbstdeklarierten Begriffs von Fortschritt, – hinein in den Topf des allverträglichen Mittelmaßes, hinein in diesen Topf der moralisierenden Öde der guten Hüter der Menschlichkeit. „Sie (die an Ketten gelegte Art von gestern, C.G.) gehört, kurz und schlimm, unter die Nivellierer, diese fälschlich genannten „freien Geister“ […] was sie mit allen Kräften erstreben möchten, ist das allgemeine, grüne Weide-Glück der Heerde, mit Sicherheit, Ungefährlichkeit, Behagen, Erleichterung des Lebens für Jedermann; ihre beiden am reichlichsten abgesungenen Lieder und Lehren heissen „Gleichheit der Rechte“ und „Mitgefühl für alles Leidende“…“(17)
Das im Sinne Nietzsches auf den Punkt gebrachte dreihundertjährige, europäische Selbstgespräch lautet daher: Richtig, Gott ist ja tot, aber was soll das Geschwätz von der Sinnlosigkeit? Nehmen wir uns die bewährte Matrix und bauen unsere Deutung darauf. „…wir sind das erste studirte Zeitalter im „Punkto“ der „Kostüme“, ich meine der Moralen, Glaubensartikel, Kunstgeschmäcker und Religionen, vorbereitet wie noch keine Zeit es war, zum Karneval grossen Stils, zum geistigen Faschings-Gelächter und Übermuth, zur transscendentalen Höhe des höchsten Blödsinns und der aristophanischen Welt-Verspottung.“ (18)
Erklären wir unsere Simulation, unsere Kunstwelt zur Wahrheit. Schöpfen wir fortan daraus. Es wird zwar noch einige Zeit manche Zweifler geben, aber die verschleifen sich schon irgendwann. Werte und Sinn, kein Problem. Geben wir dem Einzelnen die Illusion, er sei frei. Wie das? Ganz einfach, mit den zwei Sorten Nägeln hier, Toleranz und Gemeinwohl heißen sie. Wir nageln ihn auf die Bretter unserer Bühne, so kann er nichts anderes sehen, als unser Stück und kommt auf keine merkwürdigen Gedanken. Wir bringen ihm schon bei, was wahre Freiheit ist. Er ist doch nur ein Töpfchen. Füllen wir also ein und[nbsp] zeigen ihm, was Fortschritt ist.
„Er (der objektivierte Mensch, C.G.) ist vielmehr nur ein zarter aufgeblasener feiner beweglicher Formen-Topf, der auf irgend einen Inhalt und Gehalt erst warten muss, um sich nach ihm „zu gestalten“ – für gewöhnlich ein Mensch ohne Gehalt und Inhalt, ein „selbstloser“ Mensch…“ (19) Objektivieren wir ihn, machen ihn zahm. So hat er doch viel mehr Sinn, als er jemals fühlen könnte. Geben wir ihm die Wahl. Ja, er muss wählen können, das ist Freiheit, das wird ihn erfreuen. „Der objektive Mensch ist in der Tat ein Spiegel: vor Allem, was erkannt werden will, zur Unterwerfung gewohnt, ohne eine andre Lust, als wie sie das Erkennen, das „Abspiegeln“ giebt, – er wartet, bis etwas kommt und bereitet sich dann zart hin, dass auch leichte Fusstapfen und das Vorüberschlüpfen geisterhafter Wesen nicht auf seiner Fläche und Haut verloren gehen.“ (20) Geben wir ihm Geld und geben wir ihm Ware. Fortan kann er wählen. Heute grüne Hose, morgen blaue. Das muss reichen, das wird reichen. „Ob Hedonismus, ob Pessimismus, ob Utilitarismus, ob Eudämonismus: alle diese Denkweisen, welche nach Lust und Leid, das heisst nach Begleitzuständen und Nebensachen den Werth der Dinge messen, sind Vordergrunds-Denkweisen und Naivetäten, auf welche ein jeder, der sich gestaltender Kräfte und eines Künstler-Gewissens bewusst ist, nicht ohne Spott, auch nicht ohne Mitleid herabblicken wird.“ (21) Aber vergessen wir nicht, von Zeit zu Zeit alle Nägel nachzuschlagen, falls sich doch einer aus unserem Paradies davonschleichen will!
WAS TUN ?
„Denn es wählen Eins vor Allem die
Edelsten[nbsp] -[nbsp] ewigen Ruhm unter den
Sterblichen. Die Vielen aber sind satt
wie Vieh.“ (Heraklit) (22)
„Grundfehler: Die Ziele in die Heerde und nicht in einzelne Individuen zu legen! Die Heerde ist Mittel, nicht mehr! Aber jetzt versucht man, die Heerde als Individuum zu verstehen und ihr einen höheren Rang als den Einzelnen zuzuschreiben, – tiefstes Missverständniß !!! insgleichen das, was Heerdenhaft macht, die Mitgefühle, als die werthvollere Seite unserer Natur zu charakterisieren.“ (23) Nach der Analyse des Ist-Zustands, der Schluss: „Eine Kriegs-Erklärung der höheren Menschen an die Masse ist nöthig! Überall geht das Mittelmässige zusammen, um sich zum Herrn zu machen! Alles, was verweichlicht, sanft macht, das „Volk“ zur Geltung bringt oder das „Weibliche“, wirkt zugunsten des suffrage universel d.h. der Herrschaft der modernen Menschen. Aber wir wollen Repressalien üben und diese ganze Wirthschaft (die in Europa mit dem Christenthum anhebt) ans Licht und vor das Gericht bringen.“(24) Der egalitätssüchtigen Moralmaschinerie, unter welcher Steuerung sie auch immer läuft, setzt Nietzsche den starken Einzelnen entgegen. Der Einzelne, der sich befreien muss von den Fesseln, der maßlos ist, um zu sein. Der genau, wie die Freiheit selbst, keinen Horizont kennt.
Dem Einzelnen, der erkennt, „…dass die „allgemeine Wohlfahrt“ kein Ideal, kein Ziel, kein irgendwie fassbarer Begriff, sondern nur ein Brechmittel ist – dass, was dem Einen billig ist, durchaus noch nicht dem Anderen billig sein kann, dass die Forderung einer Moral für Alle die Beeinträchtigung gerade der höheren Menschen ist, kurz, dass es eine Rangordnung zwischen Mensch und Mensch, folglich auch zwischen Moral und Moral giebt.“ (25), diesem erkennenden Einzelnen gibt Nietzsche Geleit, diesem will er den Weg zeichnen. Der Weg der Freiheit soll wieder zur Hierarchie führen, soll eine Rangordnung wieder herstellen. Wähnte man nicht gerade die Beseitigung all dessen als größten Akt?
Größter Akt oder größter Irrtum? Nach Nietzsche soll und muss es eine Rangordnung sein. Für ihn gibt es mehr oder weniger Wert. Aber, soll denn der Einzelne nicht auch ohne Wert sein, soll er nicht wie die Freiheit selbst, kein Maß kennen? Wie kann der Einzelne denn ohne Maß vom Wert wissen oder in dessen Bewusstsein handeln? Wie kann der Einzelne denn irgend etwas ablehnen, dessen Existenz er nicht bemerkt?
Anscheinend ist es für Nietzsche noch lange nicht bei den Einzelnen. Jetzt ist für ihn die Zeit des Zerbrechens, die Zeit, die Rangordung nötig hat, die dem Einzelnen auf diese Weise die Nägel des lähmenden Mittelmaßes aus dem Fleisch zieht, ihm den Bretter- und Bühnenboden seines bisherigen goldenen Käfigs zeigt. Die Rangordnung, derer er sich nach der notwendigen bitteren Selbst-Erkenntnis entledigen wird. Die Rangordnung, die als Vehikel dient, als Krücke für den Lahmen. Die Rangordnung, die den Einzelnen wieder gehend macht, ihm erlaubt, aufzustehen und so das Fliegen zu lernen. Wenn er dann endlich fliegen wird, kennt er keine Krücken oder Ordnungen mehr. „Ich glaube endlich, dass bisher jede Erhöhung des Typus Mensch das Werk einer aristokratischen Gesellschaft war, welche an eine lange Leiter der Rangordnung und Werthe-Verschiedenheit von Mensch und Mensch glaubte […] dass ohne das Pathos der Distanz auch jenes andere Pathos gar nicht entstehen kann, jenes Verlangen nach immer neuer Distanz-Erweiterung innerhalb der Seele selbst, die Herausbildung immer höherer, seltenerer, fernerer, weitgespannterer, umfänglicherer Zustände, kurz die „Selbst-Überwindung des Menschen“, um eine[nbsp] moralische Form im übermoralischen Sinne zu nehmen.“ (26)
Nietzsche spricht nun in aller Deutlichkeit: „Man muss den schlechten Geschmack von sich abthun, mit Vielen übereinstimmen zu wollen. „Gut“ ist nicht mehr gut, wenn der Nachbar es in den Mund nimmt. Und wie könnte es gar ein „Gemeingut“ geben! Das Wort widerspricht sich selbst: was gemein sein kann, hat immer nur wenig Werth. Zuletzt muss es so stehn, wie es steht und immer stand: die grossen Dinge bleiben für die Grossen übrig, die Abgründe für die Tiefen, die Zartheiten und Schauder für die Feinen, und, im Ganzen und Kurzen, alles Seltene für die Seltenen. – “ (27)
EINZELNER UND ER SELBST
„Krieg ist aller Dinge Vater, aller Dinge König.
Die einen erweist er als Götter, die anderen als
Menschen, – die einen läßt er Sklaven werden,
die anderen Freie.“ (Heraklit)[nbsp] (28)
Der Einzelne ist für Nietzsche ein Krieger, ein weitsichtig Einsamer. Er löst sich von der Menge, blickt sie an, später darauf. Er versteht das Prinzip, fühlt die Sterne. Er ist der Erkennende, der Löser des ewigen Rätsels.
„Wie entsteht die perspektivische Sphäre und der Irrthum? Insofern, vermöge eines organischen Wesens, sich nicht ein Wesen, sondern der Kampf selber erhalten will, wachsen will und sich bewußt sein will. Das, was wir „Bewußtsein“ und „Geist“ nennen, ist nur ein Mittel und Werkzeug, vermöge nicht ein Subjekt, sondern ein Kampf sich erhalten will. Der Mensch ist das Zeugnis, welche ungeheuren Kräfte in Bewegung gesetzt werden können, durch ein kleines Wesen vielfachen Inhalts (oder durch einen perennirenden Kampf, concentrirt auf viele kleine Wesen). Wesen, die mit Gestirnen spielen.“ (29) Er weiß, dass es keinen Unterschied gibt, zwischen Tag und Nacht, zwischen Freud und Leid, zwischen Tod und Leben. Er ist nur noch im Werden. Werdendes Sein. Der Fluch des Dazwischen gebrochen. Frei und ohne Maß. Die Zeit ist ein Kreis, alles kehrt ewig wieder. Es gibt keine Fragen, daher auch keine Antworten mehr. Aber was ist mit dem, der die Sterne schon ahnt, aber vom Fliegen noch weit entfernt ist? Was mit dem, der noch auf der Wiese steht und im grünen Herden-Glück das Lied des Mittelmaßes blökt? Was mit dem beginnenden Einzelnen, dem das Wiederkäuen schon lange unerträglich ist?
Was also mit dem, der Folgendes hat: „…die Bereitwilligkeit zu grossen Verantwortungen, die Hoheit herrschaftlicher Blicke und Niederblicke, das sich-abgetrennt fühlen von der Menge und ihren Pflichten und Tugenden, das leutseelige Beschützen und Vertheidigen dessen, was missverstanden und verleumdet wird, sei es Gott, sei es der Teufel, die Lust und Übung in der grossen Gerechtigkeit, die Kunst des Befehlens, die Weite des Willens, das langsame Auge, welches selten bewundert, selten hinauf blickt, selten liebt…“ (30) Nur Eines – gehe los! Schaue dich nicht um, lerne das Fliegen. Nietzsche ruft diesem Wanderer ermunternd zu: „…die vornehme Art Mensch fühlt sich als werthbestimmend, sie hat nicht nöthig, sich gut heissen zu lassen […] am Meisten ist aber eine Moral der Herrschenden dem gegenwärtigen Geschmacke fremd und peinlich in der Strenge ihres Grundsatzes, dass man nur gegen Seinesgleichen Pflichten habe…“ (31) Das soll der Wanderer bedenken und er soll drei Gänge machen auf seinem einsamen Weg.
„Der erste Gang. Besser verehren (und gehorchen lernen) als Irgendeiner. Alles Verehrenswerthe in sich sammeln und miteinander kämpfen lassen. Alles Schwere tragen. Asketismus des Geistes – Tapferkeit, Zeit der Gemeinschaft.
Der zweite Gang. Das verehrende Herz zerbrechen, (als man am Festesten gebunden ist). Der freie Geist, Unabhängigkeit. Zeit der Wüste. Kritik alles Verehrten (Idealisirung des Unverehrten), Versuch umgekehrter Schätzungen.
Der dritte Gang. Große Entscheidung, ob tauglich zur positiven Stellung, zum Bejahen. Kein Gott, kein Mensch mehr über mir. Der Instinkt des Schaffenden, der weiß, wo er die Hand anlegt. Die große Verantwortung und die Unschuld, (um Freude irgendworan zu haben, muß man alles gutheißen.) Sich das Recht geben zum Handeln.“ (32)
…
DAS MASSENSUBJEKT
Elias Canetti gibt in seinem Werk „Masse und Macht“ (33) dem Hegelschen Satz von der als Subjekt entwickelten Masse eine authentische, ja geradezu drastische Körperlichkeit. Sein Massensubjekt lebt, atmet und pulsiert. Es folgt eigenen Gesetzen. Es impft in jeden Einzelnen seinen wilden Trieb und sein Gesetz hinein. Der isoliert Einzelne ist so stets bereit und voller unterbewusster Sehnsucht. Mit dem Willen nach Vereinigung getrennt, unterliegt der Mensch permanent dem Gesetz des Massensubjekts, er ist sein Sklave.[nbsp] Der Autor macht diese Mechanismen an zahlreichen Beispielen von Ureinwohnern im Amazonasgebiet bis zu Produktionsprozessen der kapitalistischen[nbsp] Industrienationen deutlich. Canetti bestimmt auf diese Weise ein dionysisches Massensubjektprinzip zur konstituierenden Kraft. Er sieht in der Vermassung den Akt, der den Einzelnen erhebt und ihm seine Entwicklung ermöglicht. Er attestiert gerade dem Vermassten, Unterworfenen, also dem Sub-jekt im eigentlichen Sinne des Wortes, ein grenzenlos wildes, grausames und maßloses Handeln. „ Der einzelne Mensch selbst hat das Gefühl, daß er in der Masse die Grenzen seiner Person überschreitet. Er fühlt sich erleichtert, da alle Distanzen aufgehoben sind, die ihn auf sich zurückwerfen und in sich verschließen.“ (34) Es ist nach Canetti also der im Massensubjekt Gefangene und ihm genügende Einzelne, der wahrhaft frei sein kann, der sich in diesem Moment ent-äußert, also ver-innert und er-innert.
Immer wiederkehrende Gesetze bzw. Ziele des Massensubjekts sind ferner: „…die Entladung der Masse als der Moment, in dem alle durch Verschmelzung gleich werden, die Unterscheidung zwischen offener und geschlossener Masse und der unbedingte Willen zum Wachstum, welcher fühlbar sein muß .“ (35) „…die Masse will wachsen…sie saugt Menschen auf, bis sie jeden hat…sie mißt sich mit anderen Massen…sie fühlt ihre Feinde…sie ist ständig belagert.“ (36) Wichtige Eigenschaften des lebendigen Organismus Masse sind ferner die Gleichheit und die Richtung. Aus dem Gleichheitserlebnis innerhalb der Masse zum Zeitpunkt ihrer Entladung entstehen nach Canetti alle Forderungen nach Gerechtigkeit. Die Entladung allerdings funktioniert nur mit einem Ziel, mit einer Richtung. „Das Ziel, das außerhalb jedes einzelnen liegt, und für alle zusammenfällt, treibt die privaten, ungleichen Ziele, die der Tod der Masse wären, unter Grund…die Masse besteht, solange sie ein unerreichtes Ziel hat.“ (37)
MASSENGESICHTER
In der Folge kategorisiert der Autor die verschiedenen Erscheinungsformen der Masse. Es gibt für ihn Hetz, Flucht, Verbots, Umkehrungs- und Festmassen. Die Fluchtmassen entstehen im Zusammenhang von Kriegen oder Katastrophen, die Verbotsmassen stellen sich zumeist als Streik dar und die Festmassen bilden sich bei Banketten oder Feierlichkeiten anderer Art.[nbsp] Bedeutend ist die Hetzmasse. Mit dem Ziel, schnell, gewaltig und effektiv zu töten, zeigt sie als Jagdgemeinschaft die Urform der Zusammenballung von Menschen. Sie taucht in zahlreichen Facetten[nbsp] immer wieder auf. Ihre Entladung ist der Moment des Beuteschlagens. Die Beute braucht aber nicht unbedingt selbst erlegt zu werden. Es kann das Dabeisein genügen. „…es ist der Masse wichtig, daß der Henker ihr den Kopf des Getöteten zeigt…wem immer der Kopf gehört hat, er ist nun degradiert, im kurzen Moment, da er auf die Masse starrt, ist er ein Kopf, wie alle andern.“ (38)
Aber nicht nur in Zeiten von Revolutionen wirkt die Hetzmasse, sondern unbewusst auch im Alltäglichen: „…im Publikum der Zeitungsleser hat sich eine gemilderte, aber durch ihre Distanz von den Ereignissen umso verantwortungslosere Hetzmasse am Leben erhalten, man wäre versucht, zu sagen, ihre verächtlichste und zugleich stabilste Form. Da sie sich nicht zu versammeln braucht, kommt sie auch um ihren Zerfall herum, für Abwechslung ist in der täglichen Wiederholung der Zeitung gesorgt.“ (Ebd.) Eng verbunden mit der Hetzmasse ist die Umkehrungsmasse. „…Revolutionen sind ihre eigentlichen Zeiten […] Die, solange wehrlos, haben plötzlich Zähne.“ (39) „Die Umkehrungsmasse ist ein Prozeß, der eine ganze Gesellschaft erfaßt, und hat er vielleicht auch gleich zu Anfang Erfolg, so geht er doch nur langsam und schwer zu Ende.“ (Ebd.) Da jede Masse ständig von der Krankheit des Zerfalls bedroht ist, führt uns der Autor mit dem Begriff der „Doppelmassen“ die Selbstbehandlungstherapie des Massensubjekts vor. Masse erhält sich durch ein Gegengewicht, stärkt die eigenen Reihen durch klare Abgrenzung. Basale, dialektische Doppelmassen sind: Mann und Frau / Feind und Freund / Krieg und Frieden / Tod und Leben. (Ebd.) Der Massenorganismus hat tiefe Wurzeln. Es sind viel Ältere und Stärkere, als der Mensch erahnt. Als jüngste evolutionäre Lebensformen tragen wir sie genauso in uns, wie alles und jedes Andere im Kosmos. Wir sind von ihnen durchdrungen werden durch sie bestimmt. Sie wirken unbewusst. Man neigt dazu, sie zu vergessen. Canetti ruft sie uns in Erinnerung. Symbole elementarer Wahrheiten, harter Wahrheiten.
MASSENSYMBOLE
Das Feuer: „Die Masse kann zerstörend sein. Sie wird gedämpft und gezähmt. Sie sucht einen Feind. Sie erlischt so plötzlich, wie sie entsteht, oft ebenso unerklärlich; und selbstverständlich hat sie ihr eigenes unruhig-heftiges Leben.“ (40)
Das Meer: „Das Meer ist zwar wandelbar in seinen Affekten, es kann beschwichtigen und drohen, es kann in Stürme ausbrechen, aber es ist immer da. Man weiß, wo es ist, seine Lage hat etwas offenes, unverdecktes. Es entsteht nicht auf einmal, wo zuvor nichts war. Das Geheimnisvolle und Plötzliche des Feuers geht ihm ab…das Meer ist nur dort zu erwarten, wo man es sicher weiß. Es hat eine Sprache, und diese ist überall dieselbe…“ (41)
Der Regen und der Fluss: „Der Regen ist die Masse im Augenblick ihrer Entladung und er bezeichnet auch ihren Verfall […] Die Flüsse sind besonders ein Symbol für die Zeit, in der sich die Masse bildet, die Zeit, in der sie noch nicht erreicht hat, was sie erreichen wird.“ (42)
Der Wald: „…so ist der Wald zum Vorbild der Andacht geworden. Er zwingt den Menschen aufzuschauen, dankbar für seinen überlegenen Schutz […] der Wald baut dem Kirchengefühl vor. Dem Stehen vor Gott unter Säulen und Pfeilern […] Der Wald ist unverrückbar, er kann gefällt, aber nicht verrückt werden.“ (43)
Das Korn: „Die Gleichheit des Menschen vor dem Tod wird gern im Bilde des Korns gesehen. Aber es fällt zugleich und erinnert darum an einen ganz bestimmten Tod: das Feld als Schlachtfeld.“ (44)
Der Wind: „Die uralte Gleichsetzung von Atem und Wind beweist, wie konzentriert man ihn empfindet. Er hat die Dichte des Atems. Aber eben in seiner Unsichtbarkeit eignet er sich dazu, für unsichtbare Massen zu stehen.“ (45)
Der Sand: „Das Gleichförmige, Riesenhafte und Leblose der Wüste konfrontiert den Menschen mit einer kaum überwindlichen Macht: sie besteht aus unzähligen, gleichartigen Teilchen. Sie erstickt ihn, wie das Meer, aber auf eine Weise, die heimtückischer ist, es dauert länger.“ (46)
MEUTEN
Die Anhäufung sehr vieler Menschen ist ein Phänomen der Neuzeit und hängt zusammen mit dem Zeitalter der Industrialisierung und Konzentration der Vielen in den Städten. Kleinere Massen mit gleichen Mechanismen, aber anderen Zielen waren immer die Meuten. Meuten sind die Vorläufer der Massen. „Die Ziele, die sich die Meute steckt, sind immer dieselben. Eine Wiederholbarkeit, die ins Unendliche geht, wie sie allen Lebensvorgängen des Menschen eignet, kennzeichnet auch seine Meuten. Bestimmtheit und Wiederholung haben hier zu Gebilden von unheimlicher Konstanz geführt. Es ist diese Konstanz, die Tatsache, daß man sie immer bereit und verfügbar hat, die die Verwendbarkeit[nbsp] in komplexen Zivilisationen ermöglicht. Als Massenkristalle, wo immer es darum geht, rasch Massen hervorzurufen, werden sie wieder und wieder eingesetzt.“ (47) In der Folge führt der Autor eine Unterscheidung verschiedener Meuten ein. Neben Vermehrungs-, Jagd und Kriegsmeuten, die sich ähnlich, wie ihre entsprechenden Massenkategorien verhalten, stellt er das Christentum als typisches Beispiel einer Klagemeute vor. „Warum schließen sich so viele der Klage an? Was macht ihre Anziehung aus? Wozu verhilft sie den Menschen? In allen, die sich ihr anschließen geschieht dasselbe. Die Jagd- oder Hetzmeute entsühnt sich als Klagemeute. Als Verfolger haben die Menschen gelebt, und als Verfolger leben sie auf ihre Weise immer weiter. Sie suchen nach fremden Fleisch, und sie schneiden hinein, und sie nähren sich von der Qual der schwachen Geschöpfe. In ihrem Auge spiegelt sich das brechende Auge des Opfers, und der letzte Schrei, an dem sie sich ergötzen, gräbt sich unauslöschlich in ihre Seele […] So schließen sie sich einem an, der für sie stirbt, und in der Klage um ihn, fühlen sie sich selber als Verfolgte…(das, C.G.) befreit sie von der angesammelten Schuld des Tötens und der Angst, daß der Tod sie selber trifft…und, indem sie ihm treu und ohne Rückhalt anhängen, entgehen sie, so hoffen sie, der Rache.“ (48) Aus den Betrachtungen zur Meute entwickelt Canetti seine Schlussfolgerungen zum Verhältnis der Rolle des Einzelnen zur Meute oder Masse. „Es ist wahr, der Mensch ißt, aber nicht dasselbe, wie eine Kuh, und er wird auch nicht auf die Weide geführt. Die Art, wie er sich seine Beute verschafft, ist tückisch, blutig und zäh, und schon gar nicht ist er passiv dabei. Feinde hält er sich nicht nur vom Leib, sondern er greift sie schon an, wenn er sie in der Ferne wittert. Seine Angriffswaffen sind besser entwickelt, als die Waffen, die der Verteidigung dienen. Der Mensch will sich erhalten, gewiß, aber es gibt andere Dinge, die er zugleich will und die davon nicht abzulösen sind. Der Mensch will töten, um andere zu überleben. Er will nicht sterben, um von anderen nicht überlebt zu werden.“ (49) Es geht in all diesen Prozessen um Macht, um das Ergreifen und Ergriffenwerden. Das Schlingen und Verschlungensein. Das Siegen und Verlieren. Um zu leben, muss der Einzelne töten. Das geht in der Meute oftmals besser. Das Verschlingen von Nahrung oder Beute ist ein existenzieller Akt, er ist immer mit dem Beenden von anderem Leben verbunden, sei es nun pflanzlich oder tierisch. Das Schlagen und Zermalmen der Beute mit kalten, harten Waffen, den Zähnen, steht am Anfang. Im Schlucken und Verdauen verliert die Beute dann nach und nach ihre Funktion und Form. Es ist dies der zentralste Vorgang der Machtausübung. Die Beute wird förmlich zersetzt, um den Einzelnen zu erhalten. Am Ende des Transformationsprozesses steht dann in Form eines unidentifizierbaren Restes das „stinkende Zeichen unseres existentiellen Mordens“. (50)
FÜHRER UND GEFÜHRTE
Im Sinne der Meutelogik gibt es eine vorteilhafte und eine nachteilhafte Vereinzelung. Die Vorteilhafte lässt einen zum Führer und Machthaber werden, der die Distanz zu den Anderen als Symbol seiner Macht braucht, während die nachteilhafte Vereinzelung einen in die Position des Opfers und der Beute bringt. „Über den großartigen Eindruck des Ergreifens vergißt man manchmal, daß etwas ebenso Wichtiges parallel damit läuft. Es kommt auch darauf an, sich nicht ergreifen zu lassen. Aller freie Raum, den der Machthaber um sich schafft, dient dieser Tendenz. Jeder, auch der Niedrigste, sucht zu verhindern, daß man ihm zu nahe kommt. Wo immer eine Form des Zusammenlebens zwischen Menschen sich etabliert hat, drückt sie sich in Abständen aus, die Ihnen diese unablässige Angst des Gepackt- und Ergriffenwerdens nehmen. Das Symmetrische, das in manchen alten Zivilisationen so auffallend ist, leitet sich auch vom gleichmäßigen Abstand her, den der Mensch auf allen Seiten um sich schafft. Der Machthaber, von dessen Existenz die der Übrigen abhängt, erfreut sich des größten, des deutlichsten Abstands; darin, nicht nur mit seinem Glanz, ist er die Sonne oder weiträumiger noch, wie bei den Chinesen der Himmel… Er, von seiner entfernten Sicherheit aus, kann jeden, wo immer er ist, ergreifen lassen. Wie sollte man ihn, den hundertfach Abgesonderten, ergreifen? (51)
Gewalt und Macht sind unwiderrufliche Partner. In dieser Partnerschaft ist der Machthaber der Dritte im Bunde. Den Dritten, der sich mit Abstand umgibt, den Dritten, der ergreifen lässt, umgibt die Aura des Geheimnisvollen und Gewaltigen.
„…wenn die Gewalt sich mehr Zeit läßt, wird sie zur Macht. Aber im akuten Augenblick der Entscheidung[nbsp] und Unwiderruflichkeit, ist sie wieder reine Gewalt. Macht ist allgemeiner und geräumiger, als Gewalt, sie enthält viel mehr, und sie ist nicht mehr ganz so dynamisch. (52) „Man ist vieles zu ertragen bereit, solange es gewaltig und unbekannt daherkommt. Es scheint ein sklavischer Kitzel ganz eigener Art zu sein, da man selber nichts ist, in einem mächtigen Bauche zu landen. (53)
Im letzten Drittel von „Masse und Macht“ geht Canetti vor allen Dingen auf Verhaltensweisen der befehlenden und der befohlenen Einzelnen ein und auf deren Wechselwirkungen in Bezug zum Massensubjekt. In verschiedenen Ausprägungen stellt sich der Befehlende dar:
„Der Reiche. Er sammelt Haufen und Herden. Für diese steht das Geld. Um Menschen ist es ihm nicht zu tun. Es genügt ihm, daß er sich solche kaufen kann.
Der Machthaber. Er sammelt Menschen. Haufen und Herden bedeuten ihm nichts, es sei denn, er braucht sie für die Erwerbung von Menschen. Er will aber Menschen, die leben, um sie in seinen Tod vorauszuschicken oder mitzunehmen. Auf frühere Tote und die Nachgeborenen kommt es ihm nur mittelbar an.
Der Berühmte. Er sammelt Chöre. Er will nur seinen Namen von ihnen hören. Sie können tot oder am Leben sein, das ist gleichgültig, wenn sie nur groß sind und irgendeinmal auf seinen Namen eingeübt.“ (54) [nbsp]
Während der Mächtige befiehlt und herrscht, übt sich der Geführte und Befohlene in Gehorsam, er wird zum Tier und zum Sklaven. „Der Wunsch, Menschen zu Tieren zu machen, ist der stärkste Antrieb für die Ausbreitung der Sklaverei. Man kann die Energie dieses Wunsches so wenig überschätzen, wie die des Entgegengesetzten: Tiere in Menschen zu verwandeln […] sobald es Menschen gelungen war, so viel Sklaven beisammen zu haben, wie Tiere in Herden, war der Grund zum Staat und zur Machthaberei gelegt; und es kann keinem Zweifel unterliegen, daß der Wunsch, das ganze Volk zu Sklaven oder Tieren zu haben, im Herrscher um so stärker wird, je mehr Leute das Volk ausmachen.“ (55)
Hier erfüllt gleichzeitig der Starke den schwachen Einzelnen im Massensubjekt. Ihm bleibt ein Gefühl. Die Melancholie. Sie ist der Trost der Beute, der Trost derjenigen, die wissen, nie herrschen zu können. Sie ist ihre Musik. Alles ist zu Ende, sie sind ereilt und ergriffen, sind Beute und Fraß. Man frisst nicht mehr selbst, sondern geht zugrunde. In der Melancholie bleibt die Sehnsucht. Die Sehnsucht, das Unumstößliche umzustoßen, die Rangordnung aufzuheben. Die Beute will sich selbst vergessen. Das kann sie am Besten, indem sie Viele ist. Das Klagen der Vielen wird zum Choral und die Moral ist geboren.
…
EINZELNER ALS ILLUSION
Im Folgenden werden die Überlegungen des Peter Sloterdijk zur Masse untersucht. Grundlage hierfür ist der veröffentlichte Text einer Rede des Autors (56), die er im Sommer 1999 in München hielt. Sloterdijk beginnt seine Ansätze mit den kulturellen Gegebenheiten des 19. Jh., die das Phänomen der Masse deutlich hervortreten ließen. Er spannt vom Hegelschen Satz, „…dass alle Macht und alle gültigen Ausdrucksformen von den Vielen ausgehen“ (57) über die Analyse und Reflexion der Massenthematik durch Elias Canetti (58) den geistigen Bogen in die heutigen, postmodernen Massen. Mit Hegel und seinem Paradigma „der Entwicklung der Masse zum Subjekt“ (59) als erforderlichen Weg entlang der Linie der Aufklärung, weist der Autor zugleich auf die damit unweigerlich auftretenden Probleme hin. Die Masse „gerät zu einem Terminus, der die Blockierung der Subjektwerdung im Augenblick ihres Vollzugs selbst artikuliert.“ (60) Als Befreiung des Einzelnen gedacht, gerät der auf Wirkung ausgelegte emanzipatorische Auflauf der Befreiten geradewegs ins Gegenteil. „Der Traum vom selbsttransparenten Kollektiv ist verflogen, das sozialphilosophische Phantasma von einer Umarmung zwischen Weltgeist und Kollektiv zerschellt an einem Block aus unauflöslicher Dunkelheit.“ (Ebd.) Diese Dunkelheit verwandelt und verschluckt den leuchtend Einzelnen. Die so nicht mehr Wahrnehmbaren stellen sich dann da, „als ein vages labiles, entdifferenziertes, von Nachahmungseinflüssen und epidemischen Erregungen gesteuertes, präexplosives Etwas..“ (Ebd.) Die Eigendynamik der sich bildenden Massen, der authentische, körperliche pulsierdende Drang, der wie ein Blitz nach Entladung sucht, ist das Charakteristikum dieser Prozesse.
Hier ist nach Sloterdijk der Hauptunterschied zu den aktuellen Massen. „Die postmoderne Masse ist Masse ohne Potential, eine Summe aus Mikroanarchismen und Einsamkeiten, die sich kaum noch erinnert an die Zeit, in der sie – angeheizt und zu sich gebracht durch ihre Vorsprecher und Generalsekretäre – als ausdrucksschwangeres Kollektiv Geschichte machen wollte und sollte.“ (61)
Die heutigen Massen laufen, bis auf wenige Ausnahmen, nicht mehr zusammen. „Man ist jetzt Masse, ohne den Anderen zu sehen.“ (62) Die Medien, vornehmlich das Fernsehen, bilden die Kristallisationspunkte, um die sich Millionen Teilnehmer scharen. Der heutige Massencharakter ist also einer, der in Offerierung sowie Konsum körper- und raumlos daherkommt, sich für kurze Zeit manifestiert, um sich genauso schnell wieder zu verflüchtigen. Welcher Qualität und welchen Maßstabs sind denn aber die eben beschriebenen Programme? In weiser Voraussicht oder einfach abgründig vorwärts, denkt Sloterdijk das „big brother“- Phänomen vor. „…vielmehr erlebt sich heute die Masse selbst nur noch in ihren Partikeln, den Individuen, die sich als Elementarteilchen einer unsichtbaren Gemeinheit genau den Programmen hingeben, in denen ihre Massenhaftigkeit und Gemeinheit vorausgesetzt wird.“ (63) Indirekt wirft der Autor an dieser Stelle die Frage auf, ob[nbsp] das Fernsehgerät die konsequenterweise konkret gewordene Maschine der „Mikroanarchismen“ ist, um ihre Paradoxexistenz zwischen Ich und Wir ertragen zu können? Der Einzelne, „überwältigt von der Evidenz des Elends, viele zu sein“ (64), flüchtet sich in ein Programmprinzip, das es ermöglicht, sich Selbstbestimmtheit vorzugaukeln und gleichzeitig die beste Möglichkeit bietet, „die eigene unvollendete Subjektivität als vollendete phantasieren zu können.“ (Ebd.) Dieses funktioniert bevorzugt mit Helden und Vorbildern, aber auch mit dem Gegenteil davon, wie in jüngster Zeit bestätigt.
Das Prinzip ist: „…die Wahrnehmung radikal der Projektion unterordnen und ohne Rücksicht auf die Eigenschaften des bewunderten Gegenstandes das subjektive Verlangen nach Idealisierung, Verklärung, Überschätzung ausleben.“ (65)
VERTIKAL VERSUS HORIZONTAL
An dieser Stelle beginnt Sloterdijk, einen seiner Hauptgedanken von der Unterscheidung vertikaler sowie horizontaler Wertbildung einzuführen.
„..es (das Programm der Massenkultur, C.G.) leitet die Umfunktionierung der vertikalen Spannung in horizontale Spiegelung ein. In diesem Zeichen, beginnt die Enthierarchisierung, deren Ambivalenz sich im Experiment der Moderne zunehmend entfaltet.“ (66) Diese „Horizontalresonanzen“ sind es, die das Phänomen der trivialen Massenkultur heutiger Ausprägung deutlich werden lassen. Einer Massenkultur, deren „…Stars gerade ihren dumpfesten Bewunderern so ähnlich sind, wie kaum ein Beteiligter zu vermuten wagt.“ (67)
Aus der Überlegung, dass „die moderne Welt eine Arena von generalisierten Kämpfen um Anerkennung ist“ (68), entwickelt Sloterdijk den Umkehrschluß, nach dem verweigerte Anerkennung Verachtung heißt und diese Verachtung im Ergebnis, allein durch die erzwungene Vielzahl des zu Bewertenden, „epidemisch“ (Ebd.) sich ausbreitet und symptomatisch für das Wertsystem einer Gesellschaft wird. Der Autor erzählt nun seine Geschichte der Gleichheit und der Unterschiede weiter, indem er auf Thomas Hobbes (69) gestützt die Struktur der barocken Gesellschaftsordnung beschreibt. „Die Gleichheit der Menschen ist es, welche die Quelle des unablässigen Krieges zwischen ihnen bildet. Daher brauchen die naturhaft Gleichen ein gleichmäßig alle überzeugend bedrohendes Gesetz über sich, das sie daran hindert, sich gegenseitig anzutun, was sie sich zugesonnen haben.“ (70) Um ein Funktionieren von Barockgesellschaft zu garantieren, muss also eine omnipotente Macht nicht nur wirkungsvoll drangsalieren, sondern[nbsp] dieses auch noch in vollster Überzeugung von der allgemeinen Niedrigkeit der Menschennatur tun. Nur mit dieser Konstruktion von unten, bekommt das Denken Leben, wonach sowohl Gleichheit als auch Ungleichheit die Quellen der Unzufriedenheit im Menschen sind. Zu einem Zeitpunkt also, da das langsame Siechtum Gottes beginnt, tritt an seine Stelle der Begriff eines Egalitarismus. Er soll der erste horizontale Wertersatz des entvertikalisierenden Zeitalters der Aufklärung sein. Die Konstruktion einer Egalität „…auf der Basis einer fest angenommenen gemeinsamen und zuverlässig niederen Menschennatur…“ (71) attestiert der Autor in allen Hauptschritten abendländischer Entwicklung bis in die heutige Zeit. Aus ihr lässt sich der Prozess von Verachtung als Orientierungsmittel einer gleichaugenhohen Gesellschaft als eine stabilisierende Komponente und wichtige Teilbasis ihrer auf totalitäre Mitte konstituierten Wirklichkeit deuten. „ Hier wird jeder menschliche Exzess und Überstieg nach oben a priori verworfen. Die Pflicht, sich in der Mitte zu halten, bildet die unausgesprochene Über-Regel des In-der-Welt-Seins als Bürger, Untertan und Mensch.“ (72)
MITTEZWANG
In die Kausalkette von Aufmerksamkeit, der Verweigerung derselben und der daraus folgenden Verachtung fügt sich das Uninteressante.
Generell gerät das Horizontalisieren auf diese Weise zum Ersatzmittel. Einem[nbsp] Ersatzmittel freilich, welches um die Verachtung als seine Wurzel weiß und so konsequenterweise ein auf Verachtung basierendes Mittelmaß zur gültigen Grundlage macht. Dem Uninteressanten misst Sloterdijk insofern eine Bedeutung zu, als dass es den bloßen Reflex auf den Mittezwang darstellt. „Die Entdeckung der Masse bringt die Erhebung des Uninteressanten in den Rang des Interessanten mit sich [… ] in ihm drängt sich die real existierende Nichtigkeit ins Blickfeld.“ (73) Gleichaugenhoch, mit Verachtung wider die erfahrende Verachtung und dem Ruf auf den Lippen: Wir sind alle gleich, bekämpfen sich die zahlreichen uninteressanten Gruppen solange, bis eine „…sich selbst als eine Gipfelposition der wahren Menschlichkeit erkennt.“ (74) Wo der Egalitarismus sich als horizontales Dogma dem vertikalen entgegenstellt, aber dessen Vokabular 1:1 übernimmt, wird seine Frucht, die Massenkultur „für alle Zeit an den Versuch gebunden sein, das Uninteressante als das Auffälligste zu entfalten.“ (75)
Als Fernziel der Mittedoktrin lässt sich nach Sloterdijk der „Konsum des Ganzen durch das Ganze“ ausmachen, der sich auf eine „Vorstellung von einer irdischen Endzeit, in der sich der Kreis von produzieren und genießen geschlossen hätte“ (76), beruft. Mit hoffnungsgebenden Inhalten eines Wohlbekannten fährt der Autor fort. „Er (Nietzsche, C.G.) hat dem sozialdemokratischen Ideal der universellen Befriedigung menschlicher Grundbedürfnisse die Selbststeigerung der werkschöpferischen Wenigen entgegengesetzt, die unter hohen und höchsten Spannungen leben, obwohl ihre umgebende Gesellschaft längst die Parole -lass es sein- ausgegeben hat.“ (77) Diese Wenigen kämpfen nicht die Kämpfe der Masse, sie brechen aus, sind die Wunden, die noch Leuchtenden. „Die offenen Wunden bezeugen die Not der Vertikaldifferenz zwischen den Menschen, die zugleich unentbehrlich, unvermeidlich und unerträglich ist.“ (78)
DIFFERENTE INDIFFERENZ
Die Sloterdijkschen Überlegungen zur anthropologischen Differenz spiegeln die weitere aufklärerische Entwicklung ab dem 18. Jahrhundert wieder. So hat die aufkommende bürgerliche Gesellschaft ihre Wissenschaft unter das Motto gestellt: „Es soll über dem dritten Stand kein erster und kein zweiter mehr stehen…“ (79). Auf diese Weise wurde die Wissenschaft eine, „…von der Abschaffung des Adels, ja mehr noch die Wissenschaft von der Aufhebung aller angeblichen Wesensunterschiede zwischen den Menschen.“ (80) Der mittlerweile 500-jährige abendländische Tanz um das göttliche Totenbett, der in der aktuellen Frage mündet, „woher die säkulare Gesellschaft ihre Unterschiede nehmen soll“ (81), brachte, nach Sloterdijk, im Wesentlichen 4 Hybridfiguren hervor. Die teilweise noch restvertikal durchsetzten Differenzierungsversuche von „ Gottmensch und bloßem Mensch, Heiligkeit und profaner Masse, dem Weisen und der Menge sowie dem Begabten und Unbegabten“ (82) vielen sukzessiv den gleichaugenhohen Kämpfern zum Opfer. Das Dilemma der Gleichheitsliebenden ist jedoch, dass nach der Löschung der überlieferten Unterschiede, die egalitär Konstruierten immer vom jeweiligen Konstrukteur abhängen. „Es gibt keinen Herren, es gibt nur Unterwerfungsprozesse; es gibt kein Talent, es gibt nur Lernprozesse, es gibt kein Genie, es gibt nur Produktionsprozesse. Es gibt keine Autoren, es gibt nur Programmierungsprozesse – und programmierte Programmierer.“(83)
Wenn der Mensch nur noch aus seinem vermittelmäßigten und horizontalen Selbstwerk schöpfen will, „…bedeutet die (zwangsläufige, C.G.) Pluralität der Interpretationen chronischen Streit an der Basis über den Sinn dessen, was überhaupt als das Basale gelten soll.“ (Ebd.)
Peter Sloterdijk schließt seine Überlegungen zur Masse mit der Erläuterung des konsequenterweise entstandenen aktuellen gesellschaftlichen Hauptparadoxons der „differenten Indifferenz“. Der normale Zustand der Masse „ ist der einer permanenten Urabstimmung über die Verlängerung des Generalstreiks gegen den höheren Anspruch.“ (84) Die zur Orientierung notwendigen Unterschiede müssen also unbedingt aus der Masse selbst vollzogen werden, müssen ihren horizontalen Charakter aufweisen. Die sich daraus ergebende Problematik der „programmierten Programmierer“ und schwachen, widerruflichen und relativen Konstrukte wurde oben angeschnitten. „ Wo Identität war, soll Indifferenz werden, sprich eigentlich differente Indifferenz. Differenz, die keinen Unterschied macht, ist der logische Titel der Masse. Von nun an müssen Identität und Differenz als Synonyme verstanden werden.“ (85)
…
DIE FREIHEIT
Kann Freiheit erworben werden oder als Basis von Anbeginn gelten? Braucht der Einzelne Begrenzungen, um sich zu positionieren? Braucht Er Aussagen, um ihnen widersprechen zu können? Braucht Er zur Erlangung seiner Freiheit die anderen Einzelnen? Hätte Nietzsche so leidenschaftlich kämpfen können, ohne Erfahrungen mit Anderen?
Dieses ist die Last mit der Freiheit. Ganz frei können Menschen wohl niemals sein. Selbst bei konsequenter Beseitigung aller Gemeinwesen bleiben doch die letzten Grenzen unüberwindbar: der Körper, das Atmen, das Essen, das Schlafen. Menschen sind eingebunden und abhängig, ob im natürlichen Kreislauf oder in selbstgeschaffenen Kunstwelten.
Was ist also von den Maximalpositonen Nietzsches zu halten? Wie ist sein geradezu anarchistisches Gedankengut in Einklang zu bringen mit Inhalten wie: Sozialsystem, Verantwortung, also Solidarität und Gesellschaft? Ist es überhaupt angemessen, Nietzsche anpassen und anwenden zu wollen? Wäre Er nicht der Erste gewesen, der sich dagegen verwahrt hätte? Hat Er nicht das Dynamit und die Zündschnur geliefert, um sich aus dem Anpassungskreislauf quasi herauszusprengen?
Was ist also mit der totalen Freiheit? Gianni Vattimo glaubt ebenfalls nicht an sie. Er glaubt auch nicht an eine Deutung, sondern an Deutungen. Die Wahl der verschiedenen Deutungen als Akt der Freiheit für den Einzelnen. „Das Ende der (einen) Ideologie ist zugleich der Triumph der (vielen) Ideologien, der vielfältigen Interpretationen unserer Welt: da diese als Deutungen erkannt wurden, muss sich heute das Individuum in bewusster Wahl für eine von ihnen entscheiden.“(86) Ist dieses aber weit genug gedacht? Sollte man sich zufrieden geben und das Vorgesetzte einfach akzeptieren? Unsere Kunstwelt, unsere simulatorische Deutung als einziger Weg? Egal, ob eine oder viele Ideologien, sie sind erdacht, gemacht, gebeugt, konstruiert. Es sind Interpretationen, Begrenzungen und Formen. Schöpfen aus dem vorgesetzten Formentopf als einzige Möglichkeit? Die Freiheit bloß die, zwischen Form a oder b zu wählen? „Er (der objektivierte Mensch, C.G.) ist vielmehr nur ein zarter aufgeblasener feiner beweglicher Formen-Topf, der auf irgend einen Inhalt und Gehalt erst warten muss, um sich nach ihm „zu gestalten“ – für gewöhnlich ein Mensch ohne Gehalt und Inhalt, ein „selbstloser“ Mensch…“ (Anm. 19) Dieser Aussage Nietzsches kann Vattimo anscheinend keine Brisanz abgewinnen, wenn er dagegensetzt: „Doch auch Nietzsches Übermensch begreift am Ende seinen eigenen Willen nicht mehr als etwas letztes, unhintergehbares. Er weiß vielmehr, dass auch sein Wollen bloße Oberfläche ist. So erfährt er sich als erfasst von einem Geschehen, und darin verwickelt – ein Geschehen, das sich zur Gänze auf sein absolut verstandenes „Ich“ zurückführen lässt. Dieses „Ich“ ist weit eher ein gastfreundliches Empfangszentrum, das vielen Stimmen Gehör bietet, ein wandelbarer Regenbogen von Symbolen und Verweisen.“ (87) Ein letzten Endes kritik- und willenloses Etwas, ein bloßer Reflex? Nietzsche hierzu: „Der objektive Mensch ist in der Tat ein Spiegel: vor Allem, was erkannt werden will, zur Unterwerfung gewohnt, ohne eine andre Lust, als wie sie das Erkennen, das „Abspiegeln“ giebt, – er wartet, bis etwas kommt und bereitet sich dann zart hin, dass auch leichte Fusstapfen und das Vorüberschlüpfen geisterhafter Wesen nicht auf seiner Fläche und Haut verloren gehen.“ (Amn. 20) Ist Vattimo nicht ein Gefangener seiner selbst? Ein Bekämpfer, aber gleichzeitig Bewahrer des Metabewussten. Einer, der Übersinnliches und Nichtmenschenwerk leugnet und gleichzeitig unter Anwendung derselben Mechanismen der simulatorisch-menschlichen Weltdeutung den gleichen religiösen und moralisierenden[nbsp] Stellenwert einräumen will.
Einer, der die Religion durch die Religion, um im Nietzsche-Terminus zu sprechen,[nbsp] eine „Sklavenmoral“ durch eine neue, diesmal mit pseudo-antimetaphysischem, humanistischen Anstrich, ersetzen will? Ist er nicht der konsequente Verfechter des von Nietzsche bekämpften Mittelmaßes, wenn er fordert, sich zufrieden zu geben, sich in Demut dem scheinbar Unabwendbaren zu beugen, ein bloßer „Formen-Topf“ zu sein? Wohin hat diese Denklinie geführt? Zum Geschreibe vom Tod des Subjekts, vom Tod der Sprache, vom Tod der Schrift etc.
Anstelle der Richtung nun das Netz. Unendlich in seinen Ausdehnungen und unendlich in der Anzahl seiner Knoten. Jeder Knoten eine Deutung in der Deutung der Deutung. Jeder Knoten voll von Erinnerungen, Vergangenheiten, Zukünften. Der Blick nicht mehr nach oben, sondern in alle Richtungen gleichzeitig, aber starr geradeaus. Der Einzelne wie eine Kugel im Flipperautomat. Von einer Deutung zur nächsten geschleudert. Nie in Ruhe. Mehr unbewusst, als bewusst getrieben und erfasst. Ist es vielleicht nicht gerade deshalb konsequent, wie Vattimo zu agieren und das Horizontale mit dem Etikett des Vertikalen zu bekleben? Es ist in diesen Ebenen doch sowieso alles relativ und alles Schein und ein Körnchen Nietzsche lässt sich auch noch darin finden. George Steiner sagt in diesem Zusammenhang: „Die Weltreligion des Rock und des Fußball bilden eine beinahe metaphysische Kraft. In England sagt man, Fußball sei keine Frage auf Leben und Tod, sondern viel wichtiger. Dieser Witz sagt doch alles. Es ist die Zusammenfassung der neuen Metaphysik. Was mich empört: wie viele Intellektuelle dabei mitspielen wollen. Seit der Studentenbewegung haben sie Angst, sie könnten von den Jungen ausgelacht werden.“ (88)
DIE WAHL
Ob metaphysisch oder nicht, ob gewollt oder aufgesetzt, ob freiwillig oder zwanghaft. Es bleibt doch immer das Prinzip der Wahl. Das Wählen als der Akt der einzigen Freiheit. Aber wo bleibt das Nietzscheanische maßlose Werden? Der auf Wahl verkürzte Einzelne lebt nicht den „Willen zur Macht“, sondern den Willen zur Wahl zwischen erstarrten Oberflächen. Kann dieser vermittelmäßigte Einzelne noch werden oder gerinnt er zur bunten, kalten Ebene? Wird[nbsp] Er zur Projektionsfläche, zum eigenen Bildschirm. Ein solcher Einzelner wäre tatsächlich verschwunden und tot. Er wäre ein Sub-jekt im eigentlichen Sinn des Wortes. Er wäre nur noch Reflexionsfläche für Andere. Die Variation in der Variation der Variation. In immer veränderten Bildern kann sich ein solcher Einzelner bis zu seinem biologischen Ende aufhalten. Seine unterbewusste Angst wäre nur, dass das Tempo der Bildfolge nicht mehr erhöht wird und er sich langweilen müsste. Das System funktioniert so lange, wie es Möglichkeiten der Mischung der Deutungen gibt. Der Über-Formen-Topf wird durch eine begrenzte Anzahl von Erinnerungen gespeist. Diese können aber nahezu unendlich kombiniert und dadurch unterschiedlich zum Vorgänger werden. Für das Leben einer Menschengeneration ausreichend, für das eines einzelnen Subjekts allemal.
DIE RANGORDNUNG
Rangordnung im Zeitalter der universellen Gleichheit? Bei Peter Sloterdijk treffend als „differentes Indifferenzparadoxon“ beschrieben: „Wo Identität war, soll Indifferenz werden, sprich eigentlich differente Indifferenz. Differenz, die keinen Unterschied macht, ist der logische Titel der Masse. Von nun an müssen Identität und Differenz als Synonyme verstanden werden.“ (Anm. 85)
Unser gesellschaftliches „different-indifferentes“ Wertenetz verabscheut Rangordnungen und Hierarchien im Allgemeinen. Der Einzelne sollte aus einem egalitarisierten, horizontalen Selbstwerk schöpfen. Da dieser Prozess für Alle gelten soll, „…bedeutet die (zwangsläufige, C.G.) Pluralität der Interpretationen chronischen Streit an der Basis über den Sinn dessen, was überhaupt als das Basale gelten soll.“ (Anm. 83)
An dieser Stelle scheint ein Widerspruch bei Nietzsche hervorzutreten. Ist der chronische Streit, also Kampf, um das Basale nicht schon Ausdruck des „Willens zur Macht“? Dem „Willen zur Macht“ ohne Sieger und Besiegte? Ist dieses nicht das werdende Sein? Sind es nicht gerade diese Distanzen, die das Prinzip ausmachen? Es scheint also, als wäre die Rangordnung latent vorhanden – durch das Abstreiten derselben noch viel deutlicher. Aus diesen inneren Distanzen erwächst die Verachtung, daraus wiederum der „Wille zur Macht“ der einzelnen Kämpfer. Ist also unter dem kollektiven Motto: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ in der Ausführung im Gemeinwesen gerade der Zustand entstanden, den Nietzsche nur in der Beseitigung des Kollektivs sah? Mehr unbewusst, als bewusst?
DER KÖRPER
Es gibt etwas Existenzielleres im Menschen, als das Wählen zwischen verschiedenen Weltdeutungen. Unser evolutionär-biologische Erbe. Die hier sichtbare Seite[nbsp] kann bestialisch und maßlos sein und ohne Moral. Sie kennt das Prinzip des Seins im Werden. Das Vergehen und Entstehen in einem Zuge, als unauflösliches und simultanes Paar. Diese Seite kennt die Jagd, das Töten und den Triumph, kennt die Zerstörung und das Glück. Diese Seite scheint der Kosmos selbst. Das Große im Kleinen. Der moderne Mensch schickt sich an, sie zu sublimieren. Das kann nur mäßig gelingen. Vielleicht darf es nicht gelingen. „Es ist wahr, der Mensch ißt, aber nicht dasselbe, wie eine Kuh, und er wird auch nicht auf die Weide geführt. Die Art, wie er sich seine Beute verschafft, ist tückisch, blutig und zäh, und schon gar nicht ist er passiv dabei. Feinde hält er sich nicht nur vom Leib, sondern er greift sie schon an, wenn er sie in der Ferne wittert. Seine Angriffswaffen sind besser entwickelt, als die Waffen, die der Verteidigung dienen. Der Mensch will sich erhalten, gewiß, aber es gibt andere Dinge, die er zugleich will und die davon nicht abzulösen sind. Der Mensch will töten, um andere zu überleben. Er will nicht sterben, um von anderen nicht überlebt zu werden.“ (Anm. 49)
Zum Einzelnen gehört sein archaisches Erbe. Der Körper ist das dem Einzelnen vertraute Medium. Sein Bild von der Welt und von Anderen wird durch ihn geprägt. Sein Ästhetizismus gründet sich auf sein Sensorennetz der Sinne. Das Unbewusste ist stark im Körper. Er kennt vorzivilisatorische Wahrheiten. Die Welt ohne Vergeistigung und Bewusstsein. Dieses evolutionäre Innen und Unten begehrt ab und an auf gegen das zivilisatorische Außen und Oben. Wenn alles von außen und oben relativ ist, dann ist es des Einzelnen Innen und Unten nicht! Zumindest wird Er es nicht so empfinden. Ist es nicht auch ein Akt der, freilich bestialischen, Befreiung und Orientierung, wenn Patrick Bateman (89) im enthemmten Morden seinem Zeichenchaos zu entfliehen versucht? Entfliehen in Wahrheiten von unten und innen.
Gibt es nicht jenseits von Romanfiguren generell einen verstärkten Wunsch, nach dem Fühlen und der Überwindung der bunten, jedoch kalten Oberflächen unserer äußerlichen, warenfetischistischen Wirklichkeitskonstruktion. Die Sehnsucht nach harten Wahrheiten. Wahrheiten, die undiskutierbar und absolut sind. Nach Wirklichkeit also jenseits von intellektualisierter Symbolwelt. Treibt nicht die Sehnsucht nach diesen nichtrelativen, existentiellen Wahrheiten den Einzelnen zu seinem Körper, treibt ihn ins Fühlen, in den Sport, in die Gefahr oder zur Gewalt?
„Unmittelbare körperliche Gewalt entfaltet eine Attraktivität der Tat. Die Attraktion körperlicher Gewalt besteht darin, dass sie die Zeit verkürzt, dass sie unmittelbare Wirkungen zeitigt, dass sie – buchstäblich – kurzen Atem verursacht und keinen langen Atem verlangt. Und sie bringt Wirkungen hervor, die man durch Kommunikation, durch Argumente nicht mehr zurücknehmen kann. Sie entzieht sich der prinzipiellen Ja / Nein – Kodierung der Sprache…Sie setzt gewissermaßen absolute Markierungen in die Welt…anders als das Wort, steht die Gewalt nicht für etwas Anderes, sondern Gewalt ist, was sie tut…“ (90)
Die Tat muss nicht immer gewalttätig sein, sie ist es jedoch oft. Der „Wille zur Macht“ kennt keine Moral – diese ist die Erfindung der Menschen. Wertebildung nur aus reinem Menschenwerk. Was bleibt uns anderes? Aber Wertebildung auch im Bewusstsein einer existentiellen Wahrheit, der wir unterliegen. Der Wahrheit des Prinzips vom werdenden Sein. Der Einzelne und die Masse. Sie brauchen beides – den entfesselten und den dressierten Teil ihrer selbst.
…
Zitate:
1. Heraklit Fragmente; Snell, Bruno (Hg.); München, Zürich 1995; S. 19
2. Nietzsche; Nachlass 1885-87; Kritische Studienausgabe (KSA); Montinari/Colli (Hg); Frankfurt a. M.; 1999; Bd. 12; S. 281
3. Nietzsche; Jenseits von Gut und Böse; KSA Bd. 5; S. 47
4. Nietzsche; Nachlass; KSA Bd. 11; S. 348
5. Nietzsche; Nachlass; KSA Bd. 12; S. 279
6. Nietzsche; Nachlass; KSA Bd. 12; S. 357 [nbsp]
7. Heraklit Fragmente; S. 33
8. Nietzsche; Nachlass; KSA Bd. 11; S. 152
9. Nietzsche; Nachlass; KSA Bd. 12; S. 152
10. Nietzsche; Nachlass; KSA Bd. 12; S. 214
11. Nietzsche; Nachlass; KSA Bd. 11; S. 279
12. Nietzsche; Nachlass; KSA Bd. 12; S. 223
13. Heraklit Fragmente; S. 7
14. Nietzsche; Jenseits; KSA Bd. 5; S. 177-178
15. Nietzsche; Jenseits; KSA Bd. 5; S. 125
16. Nietzsche; Jenseits; KSA Bd. 5; S. 122[nbsp] [nbsp]
17. Nietzsche; Jenseits; KSA Bd. 5; S. 61
18. Nietzsche; Jenseits; KSA Bd. 5; S. 157
19. Nietzsche; Jenseits; KSA Bd. 5; S. 136
20. Nietzsche; Jenseits; KSA Bd. 5; S. 135
21. Nietzsche; Jenseits; KSA Bd. 5; S. 160
22. Heraklit Fragmente; S. 15
23. Nietzsche; Nachlass; KSA Bd. 12; S. 228
24. Nietzsche; Nachlass; KSA Bd. 11; S. 60
25. Nietzsche; Nachlass; KSA Bd. 11; S. 165
26. Nietzsche; Nachlass; KSA Bd. 12; S. 72-73
27. Nietzsche; Jenseits; KSA Bd. 5; S. 60
28. Heraklit Fragmente; S. 19
29. Nietzsche; Nachlass; KSA Bd. 12; S. 40
30. Nietzsche; Jenseits; KSA Bd. 5; S. 140
31. Nietzsche; Jenseits; KSA Bd. 5; S. 208-212
32. Nietzsche; Nachlass; KSA Bd. 11; S. 159
33. Canetti, Elias; Masse und Macht; 25. Auflage; Frankfurt am Main 1999
34. Ebd.; S. 19
35. Ebd.; S. 17
36. Ebd.; S. 22
37. Ebd.; S. 31
38. Ebd.; S. 57-59
39. Ebd.; S. 67-71
40. Ebd.; S. 88
41. Ebd.; S. 94
42. Ebd.; S. 95-96
43. Ebd.; S. 96
44. Ebd.; S. 98-99
45. Ebd.; S. 99-100
46. Ebd; S. 100-101
47. Ebd.; S. 137
48. Ebd.; S. 170-171
49. Ebd.; S. 295-296
50. Ebd.; S. 245 ff.
51. Canetti; Masse und Macht; S. 242
52. Ebd.; S. 333
53. Ebd.; S. 350
54. Ebd.; S. 471
55. Ebd.; S. 455
56. Sloterdijk, Peter; Die Verachtung der Massen – Versuch über Kulturkämpfe in der Moderne; Frankfurt am Main 2000
57. Ebd.; S. 9
58. Canetti, Elias; Masse und Macht; Frankfurt am Main 1980
59. Sloterdijk; Die Verachtung; S. 9
60. Ebd.; S. 13
61. Ebd.; S. 18
62. Ebd.; S. 17
63. Ebd.; S. 19
64. Ebd.; S. 20
65. Ebd; S. 23
66. Ebd; S. 28
67. Ebd; S. 25
68. Ebd; S. 31
69. Hobbes, Thomas; Leviathan; Ed. Richard Tuck; Cambridge 1991
70. Sloterdijk; Die Verachtung; S. 37
71. Ebd; S. 40
72. Ebd; S. 42
73. Ebd; S. 46
74. Ebd; S. 47
75. Ebd.; S. 46
76. Ebd.; S. 54
77. Ebd.; S. 55-57
78. Ebd.; S. 64
79. Ebd.; S. 69
80. Ebd.; S. 70
81. Ebd.; S. 84
82. Ebd.; S. 80-82
83. Ebd.; S. 77
84.Sloterdijk; Die Verachtung; S. 86
85.Ebd.; S. 87
86.Vattimo, Gianni; Die Masken der Weisheit; Feuilleton „Die Zeit“ Nr. 35 vom 24.08.2000
87.Ebd.
88. Steiner, George; Schon der Neandertaler war postmodern; Feuilleton „Die Zeit“ Nr. 35 vom 24.08.2000
89. Ellis, Bret Easton; American Psycho; 16. Auflage; Köln 1999
90. Nassehi, Armin; Schläger schaffen ohne Waffen; Feuilleton „Die Zeit“ Nr. 35 vom 24.08.2000